Editorial – Hüntwanger Infos – Kantonale Ebene

Liebe Einwohnerinnen und Einwohner

Der Kanton Zürich ist für viele der Rahmenbedingungen zuständig, in welchen wir uns als Einwohnerin oder Einwohner und als Gemeinde bewegen. So werden alle Baugesuche in Landwirtschaftsland oder an Kantonsstrassen geprüft, Gestaltungspläne für Kiesabbaugebiete erlassen, Verfahren bestimmt, z.B. bei der Steuererhebung, ein Teil der Steuereinschätzungen vorgenommen, Unfallschwerpunkte auf Strassen beurteilt und Massnahmen abgelehnt, ob es in Eglisau zum Verkehrschaos kommt, wird kantonal bestimmt. Die Anzahl Asylsuchende, die wir unterbringen, die Anzahl Lehrpersonen, die unsere Schule einstellen darf, welche Erwachsenen und Jugendlichen eine Vormundschaft oder einen Heimplatz erhalten, ob unserer Trinkwasserversorgung in Notsituationen genügt. Und wir werden beaufsichtigt. Die Liste lässt sich ewig fortsetzen.

Haben sie gemerkt? Obwohl unser Leben durch den Kanton mitbestimmt ist, wird es langweilig, wenn man die obige Liste liest. Darum ist die Stimmbeteiligung bei den Kantons- und Regierungsratswahlen tief. Tiefer als bei Gemeindewahlen, wo man die Kandidierenden kennt und Entscheidungen vor der Haustür getroffen werden, tiefer als bei National- und Ständeratswahlen, nationale Politik kommt schliesslich in der Tagesschau.

Wenn einem Kantonales persönlich betrifft, was vorkommt, gehen die Wogen oft hoch. Zu spät, denn manche Entscheidungen werden in Gesetzesvorlagen Jahre zum Voraus bestimmt. Denken Sie an Klassengrössen, Bachoffenlegung, oder Humusabtragungen auf Waldwiesen (= Hüntwanger Beispiele). Es folgt Enttäuschung über die vermeintlich eigene Machtlosigkeit: Man geht erst recht nicht mehr abstimmen und wählen. Ein Teufelskreis, der immer mehr Politik-Abstinenz produziert und häufig zu Verschwörungstheorien führt («Die da oben machen sowieso was sie wollen»). Das macht die Demokratie kaputt.

Was kann man dagegen tun? Auf Gemeindeebene freut sich der Gemeinderat, auch wenn er eine Vorlage «schlank durchbringen will», grundsätzlich über Diskussionen, lebhafte Gemeindeversammlungen, Engagement! Als Stimmbürgerin oder Stimmbürger soll man seine demokratischen Rechte an Gemeindeversammlungen und sonst (z.B. Einzelinitiativen) gut kennen und nutzen. Natürlich, bevor man die Instrumente in die Hand nimmt, empfiehlt es sich, das Anliegen gut zu prüfen und Verbündete zu suchen, da man sonst wenig Chancen hat und der Aufwand vergebens sein wird (auch das kann frustrieren). Und auf Kantons- und Bundesebene? Da muss man wissen, dass Entscheidungen oft erst Jahre später Wirkung im eigenen Umfeld entfalten, deshalb muss man sich bewusst interessieren und abstimmen und wählen gehen. So versteht man später, was mit einem geschieht.   

Das war wieder einmal ein Chränzli im November! Uiuiui. Wenn ich später im Leben zurückblicke und mich erinnere, einen lustigen Abend in Dorfgemeinschaft genossen zu haben, dass Einwohnerinnen und Einwohner liebevoll ein Programm und einen lustigen roten Faden ausgetüftelt, geübt und aufgeführt haben, und mit den Einnahmen aus dem Abend nicht etwa die eigene Tasche füllen, sondern ihr Vereinsleben und ihre Gemeinschaft attraktiv gestalten: Es sind diese Momente, die das Leben lebenswert machen! Im roten Faden wurde der Gemeindepräsident ja ein bisschen «auf die Schnippe genommen». Ich blicke mit Dankbarkeit und sogar etwas stolz zurück. Merci Turnverein!

Weitere Events im Dorfleben fanden statt: Der Weihnachtsmarkt, die Kafi-Wieder-Eröffnung und die Vernissage von «Rockmusik im Vinyl-Zeitalter» im Ortsmuseum. Noch einige Dinge werden folgen bis dann Anfangs September der Mega-Event bevorsteht, das Dorffest. Ich freue mich darauf!

Noch zum Schluss: Der Gemeinderat hat ein neues Leitbild mit Legislaturzielen erarbeitet (respektive wird dies, etwa zwei Wochen nachdem ich dieses Vorwort schreibe). Schauen Sie es sich an, auf unserer Website! Dann wissen Sie, was wir wollen. Vielen Dank!

Matthias Hauser, Gemeindepräsident
matthias.hauser@huentwangen.ch