Praktika in Krippen beibehalten

Praktika in Kinderkrippen nicht mehr an den Betreuungsschlüssel anrechnen. Dies fordern Grüne, die Mitte und EVP mit einer Parlamentarischen Initiative im Kantonsrat. Sie wurde durch Nichtüberweisung erledigt.

Die Initianten vermuten, dass einerseits das Wohl der Kinder unter den nicht ausgebildeten Zweit-Betreuungspersonen (Praktikanntinnen und Praktikanten) in Kinderkrippen leidet und anderseits diese Betreuungspersonen als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden. Die Parlamentarische Initiative bewirkt, dass künftig mehr ausgebildete Betreuungspersonen angestellt werden müssen. Tönt auf den ersten Blick vernünftig, ist es aber nicht, denn es gibt gewichtige Argumente dagegen.

  1. Der heutige Betreuungsschlüssel im Kinder und Jugendhilfegesetz ist ein obligatorisches Qualitätsminimum für Krippen zu Gunsten der zu betreuenden Kinder. Diese parlamentarische Initiative wäre sinnvoll, falls, wie heute, mit einer ausgebildeten Betreuungsperson für je nach Alter zwischen 8 bis 12 Kindern zusammen mit einer unausgebildeten weiteren Betreuungsperson (bei mehr als vier resp. sechs Kinder) keine genügend hohe Betreuungsqualität gewährleistet werden kann. Dieser Schlüssel gilt nun aber bereits seit Inkraftsetzung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes im Jahr 2011 und gab zu keinen Qualitätsklagen Anlass. Aus Sicht der Betreuungsqualität ist diese Parlamentarische Initiative nicht notwendig.
  2. Gerade weil in vielen Einrichtungen, vor allem Kindertagesstätten, gut ausgebildetes Personal knapp ist, sind auch relativ wenige Ressourcen für Berufsbildnerinnen und Berufsbildner vorhanden: Daran orientiert sich das Angebot an Lehrstellen. Ein Praktikum ermöglicht Jugendlichen, die mangels Angebot keine Lehrstelle in der Betreuung finden, trotzdem den Einstieg in diese Berufe. Diese Praktika werden nur angeboten, wenn die Kindertagesstätten die Praktikantinnen und Praktikanten auch einsetzen können, das heisst als zweite Betreuungsperson auch anrechnen dürfen. Genau mit dieser Anrechung möchte die Initiative stoppen. Doch ohne Praktika würden unter Umständen für die Betreuung motivierte Schulabgängerinnen und Schulabgänger diesem Berufsfeld verloren gehen.
  3. Weniger Praktika und mehr ganz ausgebildete Betreuuerinnen und Betreuer erhöhen letztlich auch die Betreuungskosten wegen den höhere Lohnkosten. Damit verteuern wir die externe Kinderbetreuung, was wohl kaum im Sinne der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sein kann, gerade auch bei tieferen Einkommen. Heute ist ein guter Kompromiss zum Mass der notwendigen Ausbildung im Gesetz festgehalten.

Fazit: Insgesamt überwiegen die Vorteile von Praktika klar. Die Parlamentarische Initiative führt dazu, dass solche weniger häufig oder gar nicht mehr angeboten werden können. Damit wird der Berufseinstieg für viele erschschwert und es werden die Betreuungskosten erhöht.

M. Hauser (für die SVP Fraktion, Mitglied Kommission für Bildung und Kultur)