Editorial 13 – Hüntwanger Mitteilungen – Integrierende Dorfkultur

Liebe Einwohnerinnen und Einwohner

In Hüntwangen leben ganz verschiedene Meinungen, Lebensstile, Persönlichkeiten und Interessen: Menschen. In unserer Gemeinde sollen sich alle Einwohnerinnen und Einwohner wohl fühlen. Wir müssen sie «integrierend» gestalten. Von dieser Idealvorstellung wird leider immer wieder abgewichen. Zwei Beispiele dazu:

Die offizielle Feier zum 1. August fand zum ersten Mal im Amphitheater statt. Da gibt es Stimmen dafür und dagegen. Von der Feier erhielt ich Bilder (ich weilte im Bündnerland) und sah freudig den Erfolg der Sache. Die Besucherzahl zeigt: Es gibt Mitmenschen, die waren nie am 1. August im Hinterdorf und kamen ins Amphi. Gespräche im Vorfeld zeigen aber auch das Gegenteil: Menschen, die die Feier immer besuchten, und nicht ins Amphi zu locken waren. Unterschiedliche Kulissen und Wege, einigen ist das Dorf zu eng, zu persönlich, anderen ist der Veranstaltungsbetrieb Amphi zu gross, zu wenig vertraut. Sind das Gründe, sich auseinanderzuleben? Nein! Es gibt weder „richtig“ noch „falsch“, denn wir sind nicht alle gleich. Gottlob leben wir in einem Land, wo jeder so feiern soll, wie es für ihn oder sie stimmt. Es gibt tausende private 1. Augustfeiern unter Freunden, in Restaurants, überall in der Schweiz. Die offizielle Feier ist ein schönes Angebot, keine Pflicht! Im Amphi ist die Organisation einfacher, aber Riegelhäuser prägen unser Dorf reizvoll. Welcher Ort ist «integrierender»? Vielleicht abwechseln? Vielleicht hängt es vom durchführenden Verein ab? Der Gemeinderat hat für das nächste Jahr noch nicht entschieden – Danke den Helferinnen und Helfer.

Zweites Beispiel: Menschen fallen auf: Leicht reizbare, sich nicht pflegende, ungewohnte Kleider tragende. Schnell werden «Sonderbare» Gesprächsthema. Nicht immer liebevoll. Bitte suchen Sie über Andere nur wenn Hilfe nötig ist das Gespräch und reden Sie sonst lieber direkt mit (statt über die) Menschen. Das braucht mehr Mut, als einen Gemeinderat anzusprechen. Es ist bereichernd, dass in einem Dorf die Vielfalt der Menschheit nicht in der Anonymität verschwindet, sondern wir voneinander lernen können. Immer wieder gehen auf der Verwaltung Reklamationen über benachbarte Grundeigentümern ein. Die Gemeinde ist jedoch nur dann zuständig, wenn es um Übertretungen der Reglemente geht (Download unter www.huentwangen.ch). Oder natürlich um Kritik an Verwaltung und Gemeinderat (nehmen wir gerne entgegen). Meldungen nehmen wir trotzdem immer ernst, sofern sie nicht anonym eintreffen. Wir führen eine Liste und vermitteln, wenn damit zum friedlichen Zusammenleben beigetragen werden kann. In vielen Fällen aber wäre es einfach eine Sache des direkten Gesprächs und von Toleranz und Rücksichtnahme.

Vor den Sommerferien erklärten die drei Mitglieder der Jadgesellschaft Hüntwangen dem Gemeinderat ihr Handwerk. Jagd zur Hauptsache, und sie behalten die Übersicht über den Wildtierbestand, rücken nachts aus, wenn ein Tier angefahren wird, ergreifen Massnahmen, wenn Wildtiere ihre Scheu verlieren, installieren Warnanlagen an Strassenpfosten, vertreiben Kitzen aus dem hohen Gras, bevor Bauern mähen. Arbeiten, die gemacht werden müssen, erledigt die Jagdgesellschaft zuverlässig. Danke.

Erstaunlich ist auch die Leistung vom «Club Echelle»: Jedes Jahr ersteigen die Herren Leitern, um kostenlos hohe Arbeiten zu erledigen, wie Dachrinnenreinigungen. Und bald monieren sie wieder unsere Weihnachtsbeleuchtung. Welch nicht selbstverständliche, nützliche, sehr verdankenswerte Dienstleistung!

Mit einem geringen Aufpreis zur Mitgliedschaft bei unserer Bibliothek haben sie Zugriff auf digitalisierte Bücher, CD’s und Filme der Ostschweizer Bibliotheken (Dibiost). Die Abende werden bald wieder länger, da lohnt sich eine gute Auswahl an Lesestoff! Vorerst aber viel Vergnügen mit unseren Mitteilungen!

Matthias Hauser, Gemeindepräsident
matthias.hauser@huentwangen.ch