Liebe Einwohnerinnen und Einwohner
«Wassermeditation» nenne ich das tägliche Pflanzengiessen am Abend der «Hundstage». Gärten finde ich schön, aber die wilde Natur, die dem Nichtstun im Beet entspringt, behagt mir auch. Daher kam mir früher pflanzenwässern zeitverschwenderisch vor. Doch nun ist es anders und dies ist die Erfahrung, die ich weitergeben möchte: Macht man eine Arbeit ungern, so findet man irgendwie, nach etwas Gewöhnung oder Suchen, doch vielleicht etwas Gutes daran. Eine körperliche Ertüchtigung, einen Sinn, einen Lerneffekt, Lohn. Beim Giessen: Die Pflanzen danken mit frischem Duft, das Wasser plätschert beruhigend, die Hitze des Tages entschwindet, es beginnt zu dämmern, Zeit, Gedanken nachzuhängen, zum Beispiel diesem Editorial. Das Resultat: Ein grüner Garten, Entspannung pur und Schreibideen. Inzwischen mach ich‘s gerne und freue mich schon auf den nächsten warmen Sommer…
Nun zur Politik im Zusammenhang mit Sommer und Natur. Es gibt Tiere, die von Natur aus lärmig sind. Einst waren es Esel, heuer sorgen «Güggel» für Diskussionen. Behördenmitglieder werden darauf angesprochen, dass die Vögel bereits vor dem frühen Sonnenaufgang mit konstant-schrillem Morgengruss ihr Revier markieren und so die Nachtruhe unserer Polizeiordnung missachten. Es ist so: Diese gilt auch für Tiere und Halterinnen und Halter sind für die Einhaltung verantwortlich. Doch Gemeinderätinnen und Gemeinderäte haben keine operative Polizeigewalt, Politikerinnen und Politiker rasen nicht auf Platz und stellen Übertretungen fest: In grösseren Gemeinden meldet man Ruhestörungen dem Ordnungsdienst der Gemeinde (z.B. Gemeindepolizei, Stadtpolizei), wir bezahlen, wie die meisten kleinen Gemeinden, die Kantonspolizei für gemeindepolizeiliche Dienste. Die korrekte Nummer bei Ruhestörungen ist deshalb 058 648 62 30 (Regionalpolizeiposten Rafz während Bürozeiten) oder die 117.
Ich empfehle natürlich zuerst das nachbarschaftliche Gespräch, wenn es schon «verbockt» ist, helfen möglicherweise neutrale Dritte. Wenn das nichts nützt, dann bleibt den Geschädigten nur die Polizei. Das ist keine Katastrophe, denn auch diese geht verhältnismässig vor. Sind Ruhestörungen menschlichen Ursprungs, wird oft weniger gezögert. Bevor ich dies schrieb, habe ich mich bei befreundeten Landwirten erkundigt. «Gehört in einem Bauerndorf nicht Tierlärm dazu?» Die Antwort: «Bauern müssen viele Auflagen erfüllen, auch dass Tierlärm die Nachtruhe nicht stört: Das soll dort, wo Tiere nicht für das Erwerbseinkommen sorgen, ebenfalls erwartet werden.»
Anderes Thema: Die offizielle Medaille der Gemeinde Hüntwangen darf der Gemeinderat nach Richtlinien aus dem Jahr 1981 verleihen. Heuer erhalten Roland Schmid (Rücktritt aus RPK nach vier Amtsperioden) Nico Kauf (Rücktritt aus RPK nach zwei Amtsperioden) und Priska Liesch (Leiterin Sozialamt nach fünf Jahren) die Medaille. Ich möchte ihnen für die grossartige Leistung für Hüntwangen danken. Super, dass es Menschen gibt, die einen Teil ihrer Zeit für unser Zusammenleben hergeben.
Am jährlichen Gemeindeessen sind über 60 Personen eingeladen, die für die Gemeinde eine offizielle Tätigkeit ausüben, sei es als Mitarbeitende, als Behördenmitglied, in der Museumskommission, in einem Vereinsvorstand (Verschönerungsverein und Amphitheater) oder für eine Aufgabe, wie zum Beispiel Brunnenschmuck oder Waagmeister. Die Vielfalt der Aufgaben, die es braucht, damit alles rund läuft, ist beeindruckend. Ich möchte vier Personen erwähnen, die in diesem oder dem letzten Jahr (Ausfall wegen Corona) für ein hohes Dienstjubiläum geehrt worden wären: René Fivat (Werkmitarbeiter), Gebi Tanner (Förster), Viktor Strässler (Ackerbaustellenleiter) und Rita Kramarz (Wahlbüro) sind nun über 30 Jahre im Amt oder Dienst! Herzlichen Dank! Tiefen Dank auch an Ursula Sigrist: Sie trat 2020 nach zwölf Jahren als Präsidentin der Museumskommission zurück. Wir haben auf das Gemeindeessen gewartet, um diese Leistung zu ehren.
Gemeinden mit rund 1000 Einwohnern, die ein so schönes und aktives (jährliche Sonderausstellung) und modernes Dorfmuseum haben, wie wir, findet man nicht allenthalben – die Geschichte unseres Gemeinwesens wird gepflegt, geordnet, dargestellt.
So wie die Museumskommission mit der Gemeindegeschichte, so sollte man das auch mit den eigenen Erinnerungen und Erlebnissen halten. Und damit bin ich wieder zurück am Anfang des Textes: Dank der Wassermeditation gelingt das Einordnen der hitzigen Tagesgeschehnisse in die inneren Vitrinen bestens, das ist gut, denn was verstaut ist, rüttelt weniger, wenn nachts der Güggel ruft.
Matthias Hauser, Gemeindepräsident
matthias.hauser@huentwangen.ch