Editorial – Hüntwangen infos – Steuern und Spuren

Liebe Einwohnerinnen und Einwohner

Binnen zwei Wochen im April wurden Wälder grün, Obstbaumblüten erfreuten Augen und dufteten, so wie jetzt die wallenden Wiesen mit ihren Blumen. In Hüntwangen wüsste ich keinen Ort, wo man nicht innert zehn Minuten zu Fuss den Siedlungsrand erreicht und in diese Natur eintauchen kann, wahre Lebensqualität.

Nach Frühling sieht es auch bei unseren Gemeindefinanzen aus: Die Erfolgsrechnung schliesst mit rund CHF 800’000 mehr Gewinn als budgetiert. Doch Vorsicht: Wären die Grundsteuern so ausgefallen, wie in den meisten Vorjahren, wären wir mit zu wenig flüssigen Mitteln an Null vorbeigeschrammt, wie es die Finanzplanung voraussagte. Und die lange Anwesenheit von «Zu-Verkaufen»-Schildern an Liegenschaften im Dorf zerstäubt die Hoffnung auf hohe zukünftige Grundsteuereinnahmen. Daher können wir keine Wünsche aus der Gemeindekasse finanzieren und sollten uns auf Leistungen konzentrieren, zu denen wir verpflichtet sind.

Wer zahlt eigentlich, wenn «die Gemeinde» finanziert? Da wir nur tiefe Steuereinnahmen von Unternehmungen haben und tiefe Vermögenssteuern, sind es Privateinkommen. Und da gibt es eine interessante Verteilung: 2024 waren von den 1100 Einwohnerinnen und Einwohnern 734 steuerpflichtig. Davon kommen 155 für 62% der Einkommenssteuern auf, diejenigen mit über 100’000 steuerbarem Einkommen. Fazit: Was immer wir uns als Gemeinde leisten, viele, die davon profitieren, zahlen wenig, und wenige zahlen viel. Zurückhaltung mit Forderungen an die Gemeinde, die kosten, wäre daher angebracht. Und ein riesiges Dankeschön, an jene, die für uns alle Einkommen generieren und versteuern. Meistens ernten sie Neid statt Dank.

Wenn Geld für Aufgaben, welche die Gemeinde erfüllen muss, ausgegeben wird, dann sollen sie professionell und zeitgemäss erledigt sein.

Ein Beispiel ist die Unterbringung von Asylsuchenden. Das Haus, welches die Gemeinde zu diesem Zweck mietet, ist auf eine Familie ausgelegt und nicht auf die Anzahl Menschen, welche es heute bewohnen. Privatsphäre und genügend warmes Wasser sind schwierig, bei Vollbelegung wird der Aufenthaltsraum zum Schlafzimmer. Die Miete, vor allem aber Nebenkosten, sind hoch, aber richtig teuer wird es, falls der Mietvertrag gekündigt wird und andere Unterkünfte gefunden werden müssen. Wir rechnen damit, dass wir immer Asylsuchende haben werden. Die Parzelle in der Zone für öffentliche Bauten zwischen Mehrzweckgebäude und Schützenhaus liegt ungenutzt, was schade ist, denn dort ist es möglich, eine einfache Unterkunft für Asylsuchende zu errichten.

Unsere Mitarbeitenden im Werkbetrieb erledigen mit Freude, Engagement, überaus pflichtbewusst, Arbeiten für das Dorf. Die Gemeinde hat von treuen Mitarbeitenden viel profitiert. Ging es um Arbeitssicherheit, um Fürsorge, um Ruhezeiten statt stetigem Pikett, um Unterstützung, wenn es Diskussionen mit Anwohnern gab, oder auch nur darum, einen anständigen Pausenraum oder eine Garderobe zu erhalten: Für solche Sachen fehlte ein Chef (oder eine Chefin), alle waren direkte Ansprechpartner. Eine Betriebsleitung braucht es auch für Kunden- und Behördenkontakt, Budgetierung, Einkauf und die tägliche Arbeitsplanung, die mit der Integration der Bereiche Liegenschaftsunterhalt, Reinigung, Entsorgung, Baustellenbegleitung und (bereits erfolgt) Winterdienst in das Werk anspruchsvoller wird. Mitte Juli wird Dani Spühler vom Amt als Gemeinderat zurück- und die Stelle als Leiter Werke Hüntwangen antreten. Es freut mich, dass er so der Gemeinde erhalten bleibt!

Somit stehen Ersatzwahlen in den Gemeinderat vor der Tür, bitte beachten Sie die Ausschreibung.

Zum Schluss noch eine Beobachtung: Spätabends traf ich auf der Stepackerstrasse eine unbekannte Dame, die mit einem roten Eimer Rossbollen zusammennahm und damit eine unangenehme Spur vom Ausritt zuvor beseitigte: Sie steht für die Mehrzahl der Menschen, die rücksichtsvoll sind und das Zusammenleben behüten. Das ist Freude und Dank Wert!

Solche Beispiele sind wohltuender Kontrast zu jenen anderen, die Spuren nicht beseitigen, sondern anbringen, von Hockey- und Fussballclubs, denen sie Liebe beweisen wollen, engagierte kleine Kinder, die mit schwarzen Filzstiften statt Papier Wände bemalen.

Matthias Hauser, Gemeindepräsident
matthias.hauser@huentwangen.ch