Zum 1. August: Was gut ist im Land

Plattform der Jungen: Freitag, 9. August 1996

 Was alles gut ist in unserem Land und dass man dafür Verantwortung übernehmen muss.

„Der erste August“, so war vor einer Woche vielerorts zu hören, „Der erste August sei ja sowieso nichts mehr, als ein weiterer freier Tag, ein Tag, an dem man nicht arbeiten muss.“ Ich finde dies eine traurige Haltung.

Am ersten August – arbeiten hin oder her – geht es um etwas anderes. Es geht um den Geburtstag von uns allen, um den Geburtstag der Gemeinschaft mit dem Namen „Schweiz“.

Diese Gemeinschaft lebt in einem schönen Land. Seen, Berge, Wiesen, Wälder, Abwechslung und Vielfalt. Trotzdem gibt es Leute, die dies nicht wahrhaben, die unzufrieden sind.

Darum möchte ich einmal nur einen kleinen Teil aus den tausenden von guten „Schweizer-Sachen“ in einer Ereigniskette aufzählen, alles Sachen, die uns selbstverständlich erscheinen. Eigentlich ist jede einzelne für sich ein Wunder.

Fangen wir beim Wetter an. Wenn das Wetter gut ist, können wir in der Schweiz in schöne, saubere und gesunde Badis. Wir gelangen dorthin mit einem perfekten Eisenbahnnetz, mit schönsten Velowegen, Wanderwegen, bequemen Strassen. Wer ist dafür verantwortlich?

Wenn wir dann schwitzen in der Badi, so sind wir in der Lage, ein Glace zu kaufen. – 500 Kilometer weiter östlich kostet dies ein Stundenlohn. Sind wir für unsere Situation dankbar?

Das Glace wird aus Milch, Nüssen, Früchten und Schokolade hergestellt. Die Milch wächst – quasi durch die Kuh – auf Schweizer Wiesen, die Nüsse und Früchte wachsen auf Schweizer Bäumen und die Schokolade in Schweizer Fabriken. Dabei verdienen die Leute Geld, können damit wieder bei anderen einkaufen, sparen, handeln – ein lebendiger, farbiger Markt.

Zurück zur Badeanstalt: Es ist heiss, wir essen ein Glace und plötzlich passiert ein Unfall.

Sofort werden wir per Helikopter ins Spital befördert und dort mit Medizin einer Qualität behandelt, die sonst nirgends auf der Welt für die breite Bevölkerung üblich ist.

Ausgerechnet während unserem Spitalaufenthalt nun findet zuhause eine Abstimmung statt. Wir müssen ein Couvert ausfüllen und sind dabei: Sogar wenn ich auswärts bin, kann ich Einfluss nehmen auf politische Entscheide, die zuhause passieren. Dieses „Einfluss nehmen“ ist nur bei uns selbstverständlich.

Wir können zu vielen Dingen „ja“ und „nein“ sagen. Wir können in den Gemeinden selber bestimmen, ob wir eine Strasse aus unserem Geld, unseren Steuern bauen oder nicht. Den Bundesrat interessiert’s nicht. Diese Selbständigkeit ist schön.

Darum ist es auch schön, wenn jedes Dorf einzeln zum Beispiel über die Einführung der 5-Tage-Woche in der Primarschule entscheiden muss. Egal wie der Entscheid ausfällt, in jedem Dorf soll es so sein, wie die Einwohner denken, spüren und wollen. Auch Gefühle sollen in Volksentscheiden berücksichtigt sein.

Wenn man etwas dort entscheidet, wo es Konsequenzen hat, als Gemeindebürgerin im Dorf, als Kantonal Zürcher im Kanton und als Schweizerin auf Bundesebene, so muss man sich dafür verantwortlich fühlen.

Wer beispielsweise bei der Alpeninitiative damals ein „Ja“ eingelegt hat, ist für die entsprechenden Konsequenzen ein wenig verantwortlich, obwohl bei diesem Umsetzungstempo und dieser Initiative – gottlob – noch nicht viele der absehbaren Konsequenzen eingetroffen sind. Dasselbe gilt für andere Abstimmungen, EWR, Spielautomatenverbot, Flughafenausbau, Kirche-Staat, Landwirtschaftsartikel, und, und, und … – Wir sind für alles, was bei uns passiert, viel direkter schuld, als wenn nur Gewählte entscheiden würden. Dies ist gut.

Leider spüren aber trotz allem Guten, vielleicht gerade wegen allem Guten, viele die nötige Verantwortung nicht mehr.

Viele gehen nicht stimmen. Zugegeben, manchmal ist’s gar kompliziert und selten kommt’s befriedigend heraus. Viele denken, auf ihre einzelne Stimme komme es sowieso nicht an (Gottlob denken nicht alle so).

Viele spüren vielleicht die Gemeinschaft nicht mehr. Man muss sie spüren, die Familie, die Gemeinde, den Kanton und die ganze Schweiz. Man muss sich dafür einsetzen, „mä muess sie gärn ha“ – man darf ruhig ein wenig patriotisch sein.

Wer so denkt und wer so fühlt, für den war der erste August sicher mehr, als einfach nur ein „freier“ Tag.

Matthias Hauser, Präsident Junge SVP Kanton Zürich