Trendpolitik statt Faktenbasis bei PV-Anlagen

Der Kantonsrat überweist mit 121 zu 53 Stimmen ein dringliches Postulat für eine Photovoltaik-Anlage auf dem Neubau der Kantonsschule Büelrain. 13% des Eigenbedarfs an Elektrizität liesse sich damit decken, deshalb lohne sich dies. Auch wirtschaftlich. Enttäuschend ist, dass die meisten Kantonsräte einfach glauben, was sie glauben möchten, statt wirklich hinter die Kulissen schauen:

  • Wer rechnet (Energiebedarf mit Produktion der Anlage vergleichen) erkennt, dass die 13% nur dann stimmen, wenn die Schule den Strom genau dann benötigt, wenn die Anlage läuft. Sonst geht der Strom ins Netz. Die – vor allem im Sommer – produzierte Menge pro Jahr mag 13% des Büelrainer Bedarf ausmachen, der aber vor allem im Winter anfällt. Es fehlen nach wie vor zukunftsweisende Speicher. Diese basieren auf Gesetzen der Physik zur Energieumwandlung, deren effiziente Überlistung auch nicht bald absehbar ist.
  • Solarstrom – auch der aus dem Büelrain – und Windstrom drücken im Sommer und bei guten Windverhältnissen den Strompreis derart, dass sich Wasserkraftwerke nicht mehr rentieren. 
  • Dabei liegt der Preis, den die Erzeuger von Solarstrom erhalten, über dem reinen Marktpreis (Einspeisevergütung). Wirtschaftlich dank fehlender Marktgerechtigkeit ist nicht gerade Beispielhaft für ein Wirtschaftsgymnasium. In der Diskussion im Kantonsrat wurde lediglich die Investition gewertet (Solarmodule sind günstiger als früher, deshalb reichen die 13% um sie zu finanzieren – wie kurzfristig gedacht!)
  • Wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, wird auch das Büelrain mit Bandenergie betrieben, heute mit Atomstrom, zunehmend mit Kohlestrom (importiert) und in Zukunft vielleicht mit Erdgas. 
  • Schwankungen im europäischen Stromnetz müssen laufend ausgeglichen werden, um grosse Schäden zu vermeiden: Zuschalten und Abschalten von Elektrizität in der nötigen Geschwindigkeit um solare und windige Schwankungen im europäischen Netz auszugleichen ist fast nur mit Wasserkraft oder fossiler Energie möglich. Wenn nun die Wasserkraft zunehmen nicht rentiert, steigt der CO2-Ausstoss.

Fazit: Die unqualitative vom Kantonsrat beschlossene flatterhafte Stromversorgung des Büelrains bewirkt in grösseren Zusammenhängen gar nichts, ausser weniger Wasserkraft und damit längerfristig mehr CO2-Ausstoss. Eigentlich würde ich von einer Mittelschule erwarten, dass physikalische und geografische Zusammenhänge vernetzt erkannt werden, statt dass man blinden Trends folgt.