Oberstufenreform: Missbrauch einer Situationsanalyse

Drei SP-Kantonsrätinnen haben mit einem Postulat den Regierungsrat aufgefordert, eine “Situationsanalyse der Sekundarstufe 1” vorzulegen. Diese liegt vor und geht über eine reine Untersuchung der Zustände hinaus: Mit willkürlich ausgewählten Schlussfolgerungen will die Bildungsdirektion zur Freude der Linken die Notwendigkeit ideologischer Reformen beweisen. Am vergangenen Montag wurde der Bericht im Rat von links gelobt, von SVP und EVP zerpflückt.

Eine Sekundarschule mit weniger Differenzierung löst die Probleme der Oberstufe nicht. 
Diese sind

  • Niveauverlust
  • Überforderung (fachlich: der Schüler, bringen Voraussetzungen immer weniger mit, zeitlich und erzieherisch: der Lehrpersonen, werden immer weniger unterstützt vom Eltern, haben immer mehr Aufgaben)
  • Disziplinarprobleme

Die Gegenmassnahmen heissen klare Jahresziele, genauere Selektion, z.B. beim Übertritt in die Oberstufe, Entlastung der Lehrpersonen von überflüssigen Aufgaben und Verantwortung in der Erziehung wahrnehmen. Auch diese inneren Reformen liessen sich mit dem Zahlenmaterial der Situationsanalyse begründen. Doch dies nicht dargelegt: Man rechnete nur, was man beweisen will.

Erstes Beispiel:
Zwischen den drei Niveaus der Oberstufe gibt es Überschneidungen und es können keine homogenen Klassen gebildet werden. Die Schlussfolgerung im Bericht ist, dass die Differenzierung ihr Ziel verfehlt hat. Was die Zahlen aber auch belegen ist, dass es eindeutig leistungshomogenere Klassen gibt als ohne Differenzierung. Mehr hat auch gar niemand verlangt: Je homogener eine Klasse, desto feiner können nämlich Lehrpersonen auf die Unterschiede zwischen den Schülern reagieren. Zudem bleibt die Methoden Klassenunterricht auf etwa gleichem Niveau offen und wenig Selbständige können besser geführt werden. Auf solche Dinge geht die Bildungsdirektion nicht ein.

Zweites Beispiel:
In der gegliederten Sekundarschule werden mehr Umstufungen (42%) vorgenommen, als in der Dreiteiligen. Deshalb behauptet die Direktion, die gegliederte Sekundarschule sei besser, da durchlässiger. Nirgends bewiesen wird aber, ob “Durchlässigkeit” überhaupt ein Qualitätsmerkmal ist. Die Zahlen belegen hingegen, dass in der gegliederten Sek prozentual mehr Schüler auf einem tieferen Niveau die Oberstufe abschliessen, als sie begonnen haben, dass folglich Schüler bei höherer Durchlässigkeit nicht gestützt werden und dass es in der dreiteiligen Sek dank der umfassenden Beurteilung von Schülern (nicht nur in einzelnen Fächern) sogar zu mehr Umstufungen zwischen den gesamten Niveaus kommt. Verpasst wird es, darauf hinzuweisen, dass jede Umstufung eine Mutation bedeutet, Klassen mit 15 und mehr Mutationen sind heute keine Seltenheit und das wichtige Sozialgefüge der Jugendlichen im Klassenverband befindet sich in konstanter Unruhe, statt in Ruhe. Es wurde nie ermittelt, ob Schüler aus durchlässigeren Schulen später mehr erreichen.

Die zwei Beispiele zeigen: Zahlen sind das eine, Interpretation das andere. Die Bildungsdirektion vermischt beides und versucht so unzulässige Grundlagen für ideologische Reformen zu liefern. Die SVP muss auf der Hut sein und immer wieder entlarven. Bildungspolitik bestimmt die Zukunft – wir dürfen diese nicht linken Ideologen überlassen.