Kreditabrechnung über 600 Millionen 10 Jahre zu spät

Lange Fristen: Im Oktober 1998 wurde die vierte Bauetappe der Universität Zürich Irchel abgeschlossen. Die letzte Rechnung wurde 2003 bezahlt. 13 Jahre später gelangt die Kreditabrechnung an den Kantonsrat, welcher sie am 13. Juni 2016 genehmigte. Der Rahmenkredit wurde in einer Volksabstimmung am 14. März 1971 bewilligt. Hier mein Votum in der Sache:

Jawohl, mit der Universität Zürich Irchel ist unserem Kanton ein notwendiger, grosser Wurf gelungen. Ein Erfolg für den Forschungsplatz Zürich – Der Verfasser dieses Votums selbst durfte vor 20 Jahren unter anderem in den bereits damals nicht mehr neuen Gebäuden der Universität Zürich Irchel studieren und ist stolz auf eine solche Alma Mater. Niemals hätte er damals gedacht, dass der Kredit für jene Gebäude noch nicht abgerechnet ist.

Nun dem ist aber so.  

Wir rechnen heute einen Kredit ab, der ursprünglich 600 Mio. betrug – und wir unterschreiten ihn um 182 Millionen. Bei 69 von diesen 182 Millionen kann aber niemand mehr sagen, weshalb. Es ist zwar lange her, dennoch sind 69 verschwundene Millionen bemerkenswert. 

Ist es vielleicht genau deshalb lange her? Wir wissen es nicht. Vermuten aber einen anderen Grund, der erst beim mündlichen Nachfragen ans Licht kam: Aus Spargründen wurde offenbar Ende der 90ziger Jahre ein nicht ausgeschöpfte Restbetrag dieses Kredites der Universität zur Verwaltung übergeben, die diesen dann in ihren Büchern führte. Und so den einen oder anderen Umbau oder die eine oder andere Neueinrichtung am Irchel damit stillschweigend finanzieren konnte. Quasi am politischen Kreditsprecher vorbei… Das ist eine doch sehr unschöne Praxis, sie unterlief letztlich den Willen und die Kontrollmöglichkeit unseres Kantonsrates, der – und nicht etwa der Unirat – für die Baukredite die politische Oberaufsicht hat.   

Die Finanzkommission schluckt offenbar diese Umstände, weil dies auch von der Finanzkontrolle so gehandhabt wird. Nicht etwa, immerhin, weil Freude herrscht, sondern weil mit einem grossen Aufwand wohl nicht viel mehr herauszufinden wäre – weil es sich nicht lohnt, bei Minderkosten, der Ursache nachzugehen. Weil ein solcher Umgang mit einem Kredit heute auch bereits gar nicht mehr möglich wäre.

Nun denn, genehmigen wir also die Abrechnung. Aber ob dieser Abrechnung in Jubel verfallen, das ist angesichts der formellen Umstände defintiv nicht angebracht.  

(Infolge einer beruflichen Abwesenheit wurde das Votum freundlicherweise von Kantonsrat Rochus Burtscher verlesen.)