Energiegesetz: Der dämliche Smartphone-Vergleich

Bei gleich zwei Diskussionen über das Energiegesetz ist es mir vorige Woche passiert: Der Befürworter zückte triumphierdend sein Smartphone: «Weisst du, vor zwanzig Jahren war ein solches Gerät auch undenkbar – genau so ist es mit der Energie!» Und deshalb, so die lapidare Schlussfolgerung, brauche es ein Gesetz, welches diese Entwicklung fördert.  Tönt super, ist aber inhaltlicher Quatsch.

Erstens: Für die Entwicklung der ICT und damit auch der Handys gab es KEIN staatliches Fördergesetz und wer analog statt digital telefonierte, zahlte nie höhere Abgaben zur Förderung des Digitalen, noch waren je Strafen vorgesehen. Darum geht es aber im Energiegesetz: Um Fördergelder, Abgaben und Strafen. Das Handy wäre, wenn schon, das beste Beispiel dafür, dass nutzbringende Entwicklungen ohne Fördergesetz klappen!

Zweitens: Die Basis für den 90ziger-Jahre ICT-Entwicklungsschub im Lebensalltag ist nicht zwanzig Jahre alt. Sie wurde viel früher durch entscheidende Erfindungen ermöglicht: Elektronische Datenspeicherung  (erste Festplatt 1956) und der Mikrochip (ab 1960 in Serie gefertigt). Wo bitte schön sind «Festplatte und Chip» der Energieproduktion?

Elektrizität lässt sich nicht speichern! Die Umwege über mechanische (Stauseen, Gewichte) oder chemische Energie (Batterien) führen seit über einem Jahrhundert (damals war die Elektrifizierung in vollem Gange) zu riesigen Verlusten und Nebenwirkungen. Speicherproblem seit 100 Jahren ungelöst. OK, damit könnte man umgehen, wenn die alternative Produktion von Elektrizität stetig wäre. Doch auch da kommt man nicht weiter: Photovoltaik und Wind bringen Leistungen eben nur bei optimalen Licht- und Windverhältnissen genügend.

Wer hofft, jemals eine Solarzelle zu haben, die auch im Dunkeln funktioniert, muss auch an Wasserräder glauben, die ohne Wasser laufen. Und wer an Elektrizitätsspeicher glaubt, die ohne Umwandlung in andere Energieformen auskommen,  der weiss nicht, was Elektrizität ist. Elektrizität ist schwierig für die Vorstellungskraft und darum hatte es das Energiegesetz im Parlament so leicht.

Idealismus ist gut und motiviert. Wir werden sicher Entwicklungen in eine sauberere Energiezukunft machen. Aber wenn Idealisten physikalische Grenzen negieren und gleichzeitig ein Gesetz schaffen, mit dem sie alle zum Verzicht zwingen und dem Wirtschaftsstandort schaden, werden sie zu Ideologen. Lasst diese die Schweiz nicht ins Verderben führen!