Nein zu  «Pistenveränderung vors Volk» ist wirtschaftsfreundlicher

Während dem Sommer 2000 war die Piste 28 am Flughafen Zürich-Kloten wegen Bauarbeiten gesperrt. Die Flugzeuge starteten auf Piste 16 und flogen gerade aus weiter, andere landeten gleichzeitig auf Piste 14. Das war möglich, weil für jene Zeit auf den Leftturn über Wallisellen verzichtet wurde – die Kurve nach links, die sonst im Normalbetrieb aus zwei Gründen gemacht wird: Wegen dem Flughafen Dübendorf, der damals den südlichen Luftraum noch beanspruchte, und um den Süden vor dem Fluglärm zu schützen. Niemals wurde der Flughafen so effizient und sicher betrieben wie damals. Mit einer Piste weniger als heute und mehr Flugbewegungen.

Den Leftturn, der gleichzeitiges Starten und Landen verhindert, könnte man auch heute abschaffen, insbesondere, da ab Dübendorf nicht mehr geflogen wird. Flugzeugmotoren die laufen, bedeuteten Arbeitsplätze, ein gut erreichbarer Wirtschaftsstandort Zürich hilft uns allen. Auch Gebiete, deren Politiker gegen Fluglärm kämpfen, entwickelten sich dank dem Flughafen. Warum wird der Flughafen heute nicht wie im Jahr 2000 ohne Verspätungen betrieben?

Weshalb, wenn man ja nur den Leftturn abschaffen könnte, gibt es denn eine Initiative, welche einen Richtplanbeschluss des Kantonsrates gegen Pistenausbauten dem Referendum der gesamte Bevölkerung im Kanton Zürich unterstellen will, obwohl es sonst nie Referendumgsmöglichkeiten bei Richtplanfragen gab? Obwohl man z.B. auch niemals das Referendum wird ergreifen können, wenn eine Strasse nicht in den Richtplan eingetragen wird? Die Antwort ist simpel: Es gibt die Initiative, weil die Mehrheit der Bevölkerung im Kanton Zürich im Süden der Pisten wohnt. Der Flughafen will seine Effizienz, wenn nötig, lieber mit Pistenausbauten erhöhen, als den Leftturn abschaffen. Er glaubt, sich mit dem Festhalten am komplizierten Flugverfahren die Unterstützung des Südens kaufen zu können. 

Diese Rechnung wird nicht aufgehen. Der Flughafen hat bislang, wenn es wirklich darauf ankam, auf die Unterstützung im Norden und Westen zählen können. Trotz dem Lärm. Denn mit wenigen Ausnahmen ist es gar nicht dieser, der Flughafengegner schafft, sondern die Ungerechtigkeit. Dass man infolge einer hohen Anzahl Flugbewegungen plötzlich Quartierpläne nicht mehr realisieren konnte (kostet!), dass die Einen geschont werden, die Anderen nicht. Auch in den Südgemeinden war es kaum der Lärm, der in Bergmeilen sowieso nur für wenige Minuten die Lautstärke wie in Hohentengen während dem ganzen Tag erreicht. Man hat darauf vertraut, niemals überflogen zu werden, und plötzlich kamen Südanflüge in den Morgenstunden, das fand man ungerecht. Weil man sich um das gleiche Befinden in Süddeutschland nicht gekümmert hat, fliegt man nach Zürich gemäss Staatsvertrag und deutschen Vorgaben.

Mit der Initiative «Pistenveränderung vors Volk» will der Flughafen so weiter machen. Kommt es zum Pistenausbau und werden damit die kompliziertere Verfahren auch bei steigender Anzahl Flugbewegungen ermöglicht, so mag zwar eine kaum betroffene kantonale Bevölkerungsmehrheit zufrieden sein, aber dort, wo der Flughafen die Unterstützung am meisten nötig hat, verliert er sie erst Recht. Konfrontation statt Kompromiss ist einiges weniger wirtschaftsfreundlich, als würde einfach und simpel auch im Süden geradeaus geflogen.