Doppelt Hauswirtschaft für Maturanden?

Ja zum Mittelschulgesetz

Die Mehrheit der SVP Kantonsratsfraktion hat der Änderung des Mittelschulgesetzes zugestimmt. Warum?

Die Beseitigung einer Doppelspurigkeit: Heute haben alle Jugendlichen in der 1. Sek drei Lektionen pro Woche Hauswirtschaft. Das sind rund 120 Lektionen und das ist nicht wenig. Viele belegen in der dritten Sek das Wahlfach Hauswirtschaft und verdoppeln so die Lektionenzahl. Für alle, die eine Berufslehre absolvieren, ist die Husi-Ausbilung damit zu Ende. Trotzdem schickt der Kanton diejenigen, die aus der Sek an eine Mittelschule übertreten, erneut in den Husikurs, zusammen mit den „Anfängern“, die seit der 6. Klasse am Gymi sind. Dasselbe gilt für Handarbeit: Sie ist Teil vom dreiwöchigen Kurs, obwohl alle Jugendlichen aus der 2. Sek bereits ein Jahr lang Handarbeit hatten. Damit die Ex-Sek-Schüler im Gymnasium – immerhin rund 1’200 Jugendliche jährlich – nicht zweimal müssen, die anderen aber trotzdem „Husi“ und „Handsgi“ haben, soll der Husi-Kurs nun in diejenigen Gymi-Jahre vorverlegt werden, in welchem die Sekschüler noch nicht dabei sind. Das macht Sinn und deshalb Ja zum Mittelschulgesezt.

Die Qualität der Maturität: Die Matura berechtigt zu jedem Studium an Uni und ETH. Genügen die Gymnasien diesem Anspruch noch? Klar ist: Je mehr Zeit für eine Ausbildung zur Verfügung steht, desto höher das Niveau, das sich erreichen lässt und das Umgekehrte gilt auch. Die Zeit zur Erreichung der Maturität wurde 1996 um ein halbes Jahr gekürzt und gültig ab Sommer 2012 vom Kantonsrat nochmals um sechs Wochen. Alle Fachbereiche an den Mittelschulen, ausser die Hauswirtschaft – die ja nicht für die Matura zählt – mussten abbauen. Die zeitlichen Einbussen bei den „Kernkompetenzen der Hochschulreife“ lassen die Aufrechterhaltung einer Doppelspurigkeiten nicht mehr zu! Deshalb stimmen die Mittelschulen (Schulleiterkonferenz und Lehrpersonen) in überwältigender Mehrheit der Gesetzesänderung zu (www.prohusi.ch).

Arbeitsverweigerung: In einem Punkt haben die Husi-Lehrpersonen Recht: Ihre Kurse werden mit 14jährigen Jugendlichen anders als mit 18 Jährigen. Die Jüngeren stecken mitten in der Pubertät, brauchen Aufsicht. Die Älteren sind dem Führen eines Haushaltes näher. Doch Ähnliches gilt für jedes Fach. Der Unterricht wird nach der Pubertät nachhaltiger und kommt näher zum Beruf. Zum Umgang mit jüngeren Jugendlichen sind Husi-Lehrpersonen befähigt: Hauswirtschaft ist ein Modul der Seklehrerausbildung an der Pädagogischen Hochschule. Alle übrigen Lehrpersonen der Sekundarstufe arbeiten mit 13 -15 Jährigen, und dies ohne Klassen, die einzig aus Gymischülern bestehen. Die Lehrpersonen an den Husi-Kursen haben folgenden Bedingungen: Drei Lehrpersonen führen gemeinsam den gleichen, dreiwöchigen Kurs neun Mal pro Jahr durch: Jedes Mal mit einer anderen Gymiklasse. Das sind 27 Kurswochen für das Vollpensum. Es grenzt an Arbeitsverweigerung, wenn behauptet wird, unter diesen Bedingungen sei kein sinnvoller Kurs konzipierbar. Pro Jahr besteht neun Mal die Möglichkeit, den Kurs zu optimieren. Andere Lehrpersonen planen einen Fachinhalt über drei Jahre, haben jeden Tag andere Lektionen, verschiedene Fächer, arbeiten mit Pubertierenden, alleine, nicht zu dritt (mit geteilten Klassen) und während 40 Wochen pro Jahr.

Natürlich gehen die Schülerinnen und Schüler – wen wundert’s bei drei Wochen Pause vom kopflastigen Gymi – gerne in die Kurse und natürlich profitieren davon. Aber reicht das als Begründung einer gigantischen Doppelspurigkeit?

Persönlich stehe ich zu den Mittelschulen und werde Ja einlegen.

Matthias Hauser, Kantonsrat SVP, Sekundarlehrer, Mitglied der Aufsichtskommission Kantonsschule Büelrain,