Nein zum Beitrag an die Manifesta 11

Votum im Kantonsrat

Die Manifesta sei hinter der Biennale in Venedig und der Documenta in Kassel die heute anerkannteste wiederkehrende europäische Ausstellung für Gegenwartskunst. Die Stadt Zürich hat sich ohne den Kanton zu fragen als Durchführungsort für die nächste Manifesta, die 11te, im Jahr 2016, beworben und prompt den Zuschlag erhalten. Nun will sie vom Kanton eine Kostenbeteiligung von 1.5 Millionen Franken, das ist beinahe ein Drittel des ausgewiesenen Manifesta-11-Budgets.

Das ist recht frech: Wenn man sich einen Drittel des Aufwandes vom Kanton bezahlen lassen möchte, sollte man VOR Einreichung der Bewerbung fragen!

Das Vorgehen ist zudem demokratisch fragwürdig, da dank der Einkalkulierung des Lotteriefondsbeitrags der Beitrag der Stadt Zürich, die ja die Manifesta gerufen hat, höchstens mit 2 Millionen veranschlagt werden kann, gerade so viel, dass der Stadtrat nicht mit dem Geschäft als Kreditvorlage vor den Gemeinderat muss. Dank der Einkalkulierung eines bis dato noch nicht gesprochenen Lotteriefonds-Beitrages die Gemeindelegislative umgehen? Das nennt man einen Missbrauch des Systems, gerade als Legislative dürfen wir das nicht zulassen!

Die Manifesta ist eine ständige Stiftung in Amsterdam mit nur wenigen Mitarbeitern, die als Kernteam die Koordination sicherstellen und für das Knowhow sorgen. Operativ in Zürich wird die Manifesta von einer lokalen und extra gegründeten temporären “Stiftung Manifesta 11“ geführt, in deren Rat neben vier der ständigen Mitarbeiter aus Amsterdam vier Vertreter der Stadt Zürich Einsitz haben. Aber kein Vertreter des Kantons: Obwohl der Kanton ein Drittel des Aufwandes bezahlen soll und obwohl es ein in der Vorlage an den Kantonsrat an erster Stelle ausgeführter Leitgedanke der Manifesta sei, über die Stadtgrenzen hinaus auch angrenzende Regionen einzubeziehen. Zumindest was der Stiftungsrat betrifft, ist dieser Einbezug offensichtlich NICHT gelungen.

Nicht zu verwechseln ist der Stiftungsrat mit dem übrigens ebenfalls neu gegründeten VEREIN Manifesta 11 Zürich, der für die Finanzierung zuständig ist. In dessen Vorstand hat der Kanton einen Sitz von sich aus und vernünftigerweise abgelehnt. Dafür finden Sie in Ihrer Weisung die Auflage an die Stadt, dass der Kanton mit mindestens zwei Repräsentanten im Patronatskomitee der Manifesta Einsitz nehmen will. Doch zurück zum Stiftungsrat:

Seine erste Handlung war es, eine Findungskommission einzusetzen, die nun einen Kurator sucht, welcher dann die eigentliche Arbeit macht. Das Ganze will entlöhnt werden. So ist im Manifesta 11 Budget der gleich hohe Betrag, nämlich 1.5 Millionen Franken, für Löhne der Organisatoren, Helfer und der Administration eingesetzt, wie die Künstlerinnen und Künstler für ihre Werke erhalten. Dazu kommen insgesamt nochmals 2 Millionen für Marketing, Kommunikation, Publikationen, für den Overhead und Austragungsorte sowie als Reserven. Zusammengefasst bleiben nur 1.5 von 5 Millionen für die eigentlichen Künstlerinnen und Künstler. 3.3 Mal mehr Aufwand für die Administration als für die Kunst und die Künstlerinnen und Künstler. Das ist keine effiziente Kunst- und oder Künstlerförderung im Sinne des Lotteriefonds!

Von den Löhnen, von Overheadkosten sowie 1/3 des allfälligen Gewinns gehen übrigens an die Manifesta-Stifung in Amsterdam und deren ständige Mitarbeiter. Nun fragen Sie sich: Kann eine solche Kunst-Biennale überhaupt Gewinn abwerfen? Sie wird. Betrachten Sie das Budget in der Weisung (auf Seite 5). Sie sehen, dass Ausgabeseitig ein Betrag für Unvorhergesehenes eingeplant ist, also ein Risiko, Einnahmeseitig aber auf die Budgetierung der Eintrittsgelder, also des Risikos, verzichtet wurde. Sofern wir das vorgelegte grobe Budget ernst nehmen, und das sollen wir, werden beim ersten Eintritt Gewinne erzielt. Die Manifesta-Leute aus Amsterdam rechnen laut Weisung mit 5 – 10% des Gesamtbudgets. Eine gute Rendite.

Und um was geht es inhaltlich? Wer die Manifesta finanziert, kauft künstlerisch die Katz im Sack. Es ist bis heute, eineinhalb Jahre vor der Ausstellung, noch völlig offen, welche Werke wo genau gezeigt werden, welches das Hauptthema sein wird, auf was die Ausstellung hinausläuft. Sie entwickelt sich aus der Gegenwart, der Region und den beteiligten Leuten heraus. Da wird sicher geschaut, dass am Schluss etwas übrig bleibt.

Die Manifesta ist somit ein Goldesel: Alle zwei Jahre lässt sich ein Ausstellungs-Organisationskomitee mit Sitz Amsterdam in irgend einer europäischen Stadt durchfüttern, holt sich lokale Kunstadministratoren an Bord, die sich in lokalem Stifungsrat, Findungskommission, Kuratorium, Verein und einem Patronatskomitee kreuz und quer verstricken und kaum mehr den Überblick haben und verkauft das Ganze als Förderung der Gegenwartskunst. Pfui!

Da sagt die SVP deutlich Nein.