Wenn der Böögg knallt, wird’s Winter

Der Böögg ging am vergangenen Montag zünftig ab, als es ihm heiss wurde. Anders die Bildungsdirektion (BID) an der Kantonsratssitzung. Statt hörbar Besserung zu verkünden, wird das Feuer kalt geredet. Als Frau Aeppli beiläufig erzählte, es fehlten für den Sommer 500 Lehrpersonen, fiel das niemandem auf. Normalerweisen, übrigens, hat’s in Zeiten der Wirtschaftskrise zu viele, die Lehrer bleiben wollen.

Kaltreden auch der Jugendgewalt. Es ging um eine Interpellation der CVP. Interpellationen sind Diskussionen ohne Beschlüsse, wirkungslos und ungefährlich, ideal für eine Mittepartei. Wie die FDP: Sie hat eine “Task Force“ zur Strassenjugendgewalt gefordert ohne eigene Vorstellung darüber, wie eine “Task Force“ den Jugendlichen überhaupt nützen könnte. Hauptsache es wird gesprochen. Und das Handyverbot der EVP, welches wir unterstützt haben: Es gibt keine überlebenswillige Lehrperson, die Unterrichtsstörungen durch Handys erlaubt. Immerhin verlieh der Vorstoss dem Einrennen einer offenen Tür Deutlichkeit. Die SP pfiff die zwei Parlamentarier zurück, die mit Getöse eine Verschärfung des Jugendstrafrechts gefordert haben. Sie will analysieren.

Einzig die SVP präsentiert Nägel mit Köpfen. Abgenommen von der kantonalen Delegiertenversammlung am 14. August 2007 als Thesen und eingereicht als fünf Motionen im Oktober 2007. Wir lieferten Lösungen für Probleme, welche die CVP heute diskutiert.

Jugendgewalt ist Ausländerkriminalität. Deshalb ist ihre Bekämpfung Integrationspolitik. Integration darf nicht mit Hilfestellungen (übersetzte Elternabende, multikulturelles Verständnis) überflüssig gemacht werden, im Gegenteil: Wir wollen Integration erzwingen und fordern deshalb Deutschkenntnisse beim Eintritt in Schulklassen, gleiche Schulregeln für alle Religionen und Deutsch als einzige Amtssprache. Chancengleichheit für Nichtintegrierte ist Quatsch. Zudem Sanktionsbefugnis und -pflicht für Schulen in Disziplinarfällen und eine Korrektionsanstalt (= niederschwelliges Timeout, Entfernung aus der Schule für Tage bis wenige Wochen).

Aeppli: „Heute schon besteht die Möglichkeit, Eltern zu büssen.“ Sie hat Recht: Bussen verfügt das Statthalteramt, auf Antrag im freien Ermessen der Schulpflege. Im freien Ermessen wird etwas Unangenehmes alle Schaltjahre einmal beantragt und trifft die Falschen: Die, welche die Ferien unbewilligt verlängern und sich als Exempel für Behördenautorität anbieten, statt die, deren Kind da eine Lektion verschläft, dort zehn Minuten zu spät kommt, ein paar Tage krank ist, alle Jokertage bezieht, drei Tage zum Grossvater in die Schnupperlehre fährt etc… Bis solche Eltern gebüsst werden, hilft eine Busse nicht mehr: Das Kind rutscht längst auf der schiefen Bahn.

Weiter verweist die BID auf QUIMS (Qualität in multikulturellen Schulen). Der Aufwand ist belegt, im Gegensatz zum Erfolg. Schüler, Eltern, Schulleitungen und teilweise sogar Lehrpersonen sind um die Projektmittel froh, begeben sich in Prozesse zur Verbesserung der Integration, einige werden sozialkompetenter. Aber die Migrantenkinder an QUIMS-Schulen finden genau so schlecht eine Lehrstelle, wie anderswo. Frustration, Bandenbildung, Gewalt bleiben. Dagegen beauftragt der Kanton einen Fachmann für Gewaltprävention. Seit dreiviertel Jahren definiert er seine Aufgabe und baut und sein Netzwerk auf.

Abschaffung der Kleinklassen, Abschaffung der Sek C (Oberschule), immer weniger Mitsprache der Lehrpersonen (Befehlsempfänger der Schulleitungen, Zwang zur Loylität), immer mehr Mitsprache der Eltern, neue Schulfächer, überforderte Schulleiter, zu grosse Klassen; die BID facht das Feuer, das sie kalt redet, selber an. Denn:

Das Problem Jugendgewalt wäre gelöst, wenn jeder spätere Gewalttäter früher in der Schule einen guten Lehrer gehabt hätte. Einer, der sich um ihn kümmert. Grenzen und Perspektiven statt Frühenglisch vermittelt, Wissen mit Weisheit gibt, Halt bietet statt Ritalin empfiehlt und Konflikte auch mal autoritär austrägt statt Übertretungen zählt und im Zeugnis notiert. Persönlichkeiten als Lehrpersonen, nicht Funktionäre. 500 zu wenig bedeutet 10’000 unterbetreute Kinder.
Wenn dieser Böögg knallt, wird’s Winter.

Matthias Hauser, Kantonsrat SVP, Hüntwangen