Wandel ist wellenförmig – Ursache des Wandels in der Bildung

Kolumne im Bizzu-Konkret vom Dezember 2015.  Mein Auftrag war: In nur 2400 Zeichen die Ursache des Wandels in der Bildung auf den Punkt bringen, vor allem die «Sparvorstellungen». Achtung: Für Leserinnen und Leser, die wenig mit pädagogischen Fachbegriffen am Hut haben, mag der Text  «abgespaced» tönen.

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Sparvorstellungen spielten beim Wandel in der Bildung eine Rolle. Was meine Meinung als Politiker dazu sei. So wurde ich zu dieser Kolumne eingeladen. Ich bin anderer Meinung: Wandel ist wellenförmig.

Beispielsweise der Wandel zum selbstorientierten Lernen (SOL), das gegen Widerstand von Eltern an Schulen eingeführt wird: Es geht davon aus, dass Selbständigkeit wichtiger ist als Wissen. Dabei ist noch jedes Kind selbständig geworden. Doch in der Zeit, aus welcher jener Frontalunterricht stammt, welcher verwendet wird, wenn er negativ dargestellt werden soll, wurden Heranwachsende auch unkritisch gehorsam, Eigenschaften, welche sie zu Dienern in Weltkriegen machten. Antiautoritäre Pädagogik und kritischer Konstruktivismus waren die Gegenbewegung aus den 60ziger-Jahren, auf deren Ungezügeltheit neokonservative Leistungs- und Disziplinorientierung konterte, worauf sich Kritisch-Konstruktive eine wirtschaftsfreundliche Begründung gaben («Selbständigkeit ist gefragt, denn Wissen ist abrufbar»), eben SOL. Ein Auf oder Ab der ewigen Wellenbewegung von These und Antithese. Ereignisse (z.B. «Pisa-Schock») werden genutzt, um die Welle weiterzutreiben und der Wandel in der Bildung ist und wird verknüpft mit jenem der Gesellschaft, manchmal geht Einer dem Anderen vor.

Pädagogik lässt sich debattieren. Statt dies mit Abstand zu verfolgen und ideologielos zu pflücken, was im Schulzimmer funktioniert und Kinder fit macht, wird oft einfach übernommen. Das geht so: Professoren lehren angehenden Lehrpersonen, was sie als «guten Unterricht» betrachten, zeigen es Schulleitern, der Schulevaluation, dem Bildungsrat, Behörden und jenen, die Schulhausbaurichtlinien schreiben, Lehrplan oder Lehrmittel verfassen. Das neue Volksschulgesetz kann, im Gegensatz zum Alten, Wandel personalrechtlich durchsetzen, was Konflikte bringt. So trifft die Wellenbewegung irgendwann die Kinder. Sparvorstellungen erschweren oder beschleunigen den Wandel aber kehren ihn nicht. Es gibt wenige Wandler und viele Wellenreiter.

Meine Meinung? Beim vernünftigen Schulbetrieb bleiben die Wellen des Wandels flach. Statt auf «Neuerung» soll auf folgende drei Punkte fokussiert werden :

  1. Pädagogische Vielfalt
  2. Raum für das Zwischenmenschliche
  3. Neurologie vor Ideologie

So klappt Unterricht.

 

Matthias Hauser, Kantonsrat, Mitglied der Kommission für Bildung und Kultur, Sekundarlehrer