Vetsuisse-Skandal – Aeppli für Schlamassel verantwortlich!

Am vergangenen Montag behandelte der Kantonsrat die Interpellation „Führung der Universität Zürich“. Der Führungsstil des Rektors Hans Weder (l`Universitée c`est moi) wurden anhand verschiedener Skandale von Votanten aller Parteien kritisiert. Dabei ging – in den linken Voten absichtlich – vergessen, dass die politische Verantwortung bei der Gesundheits- und vor allem bei der Bildungsdirektion liegt. Zumindest im aktuellen Fall, den Vorkommnissen in der veterinärmedizinischen Fakultät, war Regierungsrätin Äpplis Hochschulamt im Bild und hat versagt.

Dabei sind die Zustände gravierend. Mit zwei Anfragen habe ich bereits ab vergangenem Januar Auskunft über die Konflikte an der Vetsuisse verlangt. Substantielles konnte den Antworten nicht entnommen werden. Im Gegenteil: Statt offen auf die Fragen einzugehen, wurden von der Bildungsdirektion Zusammenhänge verschwiegen. Beispielsweise wurde auf die für die Führungskultur relevante Frage, wie denn an der Fakultät das Verhältnis zwischen Deutschen und Schweizer Professoren sei, geantwortet, 35 Schweizer und neun Deutsche. Betrachtet man aber nur die Führungspositionen (Lehrstuhlinhaber) so beträgt das Verhältnis 16 : 9. Stillschweigend zählt die Regierung in ihrer Antwort die Titularprofessoren mit. Oder das Verstecken hinter dem Persönlichkeitsschutz: Info-Unterschlagung durch das Hochschulamt?

Statt Antworten der politisch Verantwortlichen haben die beiden Anfragen bewirkt, dass aus der Vetsuisse Konflikt-Informationen auf mein Email und an mein Ohr tröpfelten, wie Wasser aus einem Schwamm, der ausgedrückt wird.

Tiere in der Humanmedizin

Es geht längst nicht nur um den Linearbeschläuniger, der seit Ende Mai stillsteht, dessen Ersatz von der Verantwortlichen zwar frühzeitig in die Wege geleitete aber auf allen Ebenen blockiert wurde. In der Folge wurden zwei Tiere im Unispital (Humanmedizin) bestrahlt. Es geht nicht nur darum, dass eine internationale Spitzenkraft in der veterinären Radioonkologie mit Nervenzusammenbruch kündigt und mit ihr und dem Liniearbeschläuniger Drittmittel für die Universität und vor allem Kompetenz verloren geht. Weder die Unileitung noch das Hochschulamt haben überhaupt eine Anstrengung unternommen, um die betreffende Professorin zu halten. Dies zeigt: Mit der Verhinderung des Liniarbeschläuniger-Ersatzes wurde Personalpolitik betrieben und ein Mobbing unter Professoren offiziell geheiligt. Das Hochschulamt war immer voll informiert und hat im Unirat keinen Einfluss genommen – Das Schicksal der Mitarbeiter war egal.

Klima der Angst

Es geht auch darum, dass Informanten Angst haben. Im Sommer-Unimagazin werden Whistleblowers als wichtig für die Qualität einer Institution gelobt. Wer aber Gerüchte verbreitet und Informationen an offizielle Stellen weitergibt, muss mit Sanktionen rechnen. Ein Privatdozent, den ich nur von einem Hearing in der Kommission für Bildung und Kultur aber keineswegs persönlich kannte, bat mich eindringlich, den Dekan der Fakultät anzurufen und zu bestätigen, dass ich, was auch stimmt, keinerlei Informationen von ihm habe. Er ist scheinbar in Verdacht geraten. Den Wortlaut eines anderen „Stillhalteabkommens mit dem Dekanat“ liegt mir schriftlich vor.

Es geht darum, dass es offensichtlich möglich ist, sich während über zwei Jahren nicht an Berufungsvereinbarungen zu halten. Ein deutscher Professor hat sein Engagement als Leiter seiner privaten Kleintierklinik in Kaufungen nicht innerhalb eines Jahres nach der Berufung in Zürich zum Leiter der Fortpflanzungsmedizin in der Nutztierklinik der Vetsuisse aufgegeben. Er war an der Fakultät als „Professor Dimido“ (Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, die Tage seiner Anwesenheit) bekannt und hatte dennoch ein 100-Prozent Pensum. Erst nach einer Anfrage hinter den Kulissen von Kantonsrat Werner Hürlimann wurde die Anstellung reduziert. Im Internet ist der Veterinär aber nach wie vor als Leiter seiner Privatklinik und gleichzeitig als Leiter des Vetsuisse-Instituts auszumachen, eigentlich zwei volle Beanspruchungen, abgesehen davon, dass so der Kanton eine private Klinik gegenüber anderen mit „Forschungswissenstransfer“ bevorzugt.

Es geht darum, dass die Zürcher Fakultätsversammlung im Berufungsverfahren für die Veterinäranatomie denjenigen Professor empfiehlt, welcher in Bern diese Aufgabe bereits ad Interim ausübt. Ansich sinnvoll, gerade im Hinblick auf die Zusammenlegung der Zürcher und Berner Fakultäten. Trotzdem verlangt die Unileitung, völlig unüblicherweise, den Entscheid an einer zweiten Fakultätsversammlung zu wiederholen. Das Ergebnis fällt noch deutlicher aus. Statt mit dem Berner Professor nimmt die Unileitung trotzdem mit einer Berlinerin Berufungsverhandlungen auf. Der Berner Professor hat sich übrigens kritisch zur Ausgestaltung der Veterinäranatomie in der gemeinsamen Fakultät geäussert. Hätte er schweigen sollen?

Es geht darum, dass verbale Entgleisungen und das Ansich-ziehen einer Kollegin an der Vetsuisse scheinbar nicht als sexuelle Belästigung gewertet werden, auch wenn der Täter – der zur Zeit übrigens vermutlich in diesem Zusammenhang krank geschrieben ist – für schlüpferige Sprüche bekannt ist. Ein Verweis wird von einem Kollegen vernichtet – man hat den Eindruck, selbst die Stelle für Gleichberechtigung stecke mitten im Mobbingsumpf.

Säuhäfeli, Säudeckeli

In diesen Fällen zeigten sich das Hochschulamt und Regierungsrätin Regine Äppli informiert. Grundsätze der Krisenkommunikation lauten: Proaktiv informieren (den Gerüchten zuvor kommen), wahr informieren, Fehler zugeben und bedauern, Massnahmen ankündigen. Nichts dergleichen geschah. Stattdessen wurde, wer seine Unterlagen statt an das Dekanat einreichte irgendwann direkt mit der Unileitung das Gespräch suchte oder anschliessend auch direkt mit der  Bildungsdirektion, gar nicht richtig angehört. Wer als Störefried gestempelt ist, hat mit Fakten keine Chance mehr gehabt. In der Linie Klinikdirektorin-Dekan-Unileitung herrscht Vertrauen. Die Unileitung beruft sich auf die Rückendeckung des Unirats und des Hochschulamts, mit welchen die Fälle auch besprochen werden. Die Bildungsdirektion mit dem Hochschulamt beruft sich – umgekehrt – auf die operative Zuständigkeit der Unileitung. Schwarzer Peter oder Säuhäfeli, Säudeckeli? Es gehen Dinge kaputt – Verantwortlich scheint niemand. Und dies alles unter den Augen der Frau Bildungsdirektorin.

Matthias Hauser, Kantonsrat SVP, Hüntwangen