Spracheninitiative: Wer lernen will, sagt JA !

Natürlich hat, wer früh beginnt, ein paar Jahre länger Unterricht in einer Fremdsprache. Die Frage ist nur, was bringt es? Die Erfahrung der Oberstufenlehrkräfte bei der Einführung des Frühfranzösich zeigte, dass während den zwei Französischjahren in der fünften und sechsten Klasse sechs bis zwölf Wochen Oberstufenstoff gelernt werden konnte. Lohnt es sich, zwei Jahre zu geben, um sechs Wochen zu ernten?

Mit einer obligatorischen Fremdsprache an der Primarschule, stünden die Lektionen der zweiten für diese erste zur Verfügung. Sie wird intensiver vermittelt. Genau dies will die Spracheninitiative erreichen. Die zweite Fremdsprache kommt dann in der Oberstufe dazu. Im Kanton Appenzell Innerrhoden wird dies mit Erfolg praktiziert; seit dort Französisch wieder erst ab der Oberstufe unterrichtet wird, erzielen die Appenzeller die besseren Berufsschulaufnahmeprüfungs-Resultate als die St. Galler, die bereits auf der Primarschule damit beginnen. Früher Unterricht heisst eben nicht effizienter Unterricht. Jeder kann das erkennen: Bis zu einem selber geschriebenen Geschäftsbrief auf Deutsch benötigt man zirka 15 Lebens- wovon neun Schuljahre Sprachvollbad, den ersten Brief auf Englisch formuliert man bei drei Wochenlektionen nach gut und gern vier Jahren Unterricht, wenn man erst in der Oberstufe damit begonnen hat.

Wie Appenzell Innerrhoden, so entschieden auch Uri, Schwyz und Nidwalden. In Luzern steht eine gleiche Volksinitiative wie bei uns bevor. In Bern und anderen westlichen deutschsprachigen Kantonen beginnt man zuerst mit Französisch, nicht mit Englisch, selbst in Basel Stadt und Baselland wählten die erste Sprache unterschiedlich: Es ist also ein Märchen, dass die Sprachenfrage in der Schweiz harmonisiert ist!

Kein Märchen hingegen ist, dass der Bildungsrat beschlossen hat, auf der Primarstufe beide Fremdsprachen zu benoten. Im Zeugnis müssen die Lehrer über Hörverstehen, Leseverstehen, Sprechen und Schreiben in Deutsch, Englisch und Französisch Auskunft geben, gegenüber einer Note in Mathematik. 3:1 für die Sprachen beim Übertritt in die Oberstufe – umso schwerer, da keine der Sprachen intensiv genug vermittelt wird: Es stehen nur 29% der Unterrichtsstunden für Fremdsprachen zur Verfügung, trotzdem machen sie mindestens 50% der Promotion aus. So werden mathematisch begabte Kinder total benachteiligt, erst recht dann, wenn Frau Äppli bald einmal gewahr wird, dass zwei Lektionen Englisch pro Woche nichts bringen und dann Turnen, Mensch- und Umwelt und andere Fächer in einer fremden Sprache unterrichtet werden – so wie schon an den „Schulprojekt-21-Schulen“. Und dies in einem Land, dem Ingenieure fehlen und das Naturwissenschafter importiert. Darauf gibt es nur diejenige Antwort, welche über 75 Prozent der Mittelstufen- und Oberstufenlehrkräfte gegeben haben: JA zur Initiative.