«Schwinigs» im Kantonsrat

Das bei uns heimische Hausschwein – ebenso deren nicht domestizierte Verwandte, die Wildsauen – gelten als in der Natur und Kultur integrierte Spezie, enthalten, mit Mass genossen, gesunde Fette und Mineralstoffe und sollten deshalb Teil einer ausgewogenen Diät darstellen. Konsum von Schweinefleisch wirkt präventiv gegen Rinderwahnsinn. Die Schweinzucht verhindert die Überfischung der Weltmeere. Im Gegensatz zum Rind, das hierzulande allzuoft mit Futter aus brasilianischer Soja gefüttert wird, würde sich das Küchenabfall verwertende Schwein in einen nachhaltigen Recycling-Kreislauf einfügen, wenn es denn noch erlaubt wäre, die Schweine mit Küchenabfällen zu füttern. Dank Schweinen ist unserer Landwirtschaft weniger abhängig von Importfutter.

Da derart viele Vorteile mit Schweinefleisch in Zusammenhang stehen und dieses zudem ein effizienter Aromaträger, z.B. Speck, darstellt, ist ja bekanntlich sogar die Kalbsbratwurst bis fast zur Hälfte mit Schweinefleisch gefüllt. So kann sie sich jeder leisten. Wobei ich selber ziehe sowieso eine ehrliche Schweinsbratwurst vor. Jawohl – es lebe das Schweinefleisch!

Gegen die heute verbreitete Unsitte, grösseren Gruppen von Menschen, die von der öffentlichen Hand verpflegt werden (z.B. Mittagstische an Schulen, Zivildienstleistende) kein Schweinefleisch mehr anzubieten, weil religiöse Minderheiten (Muslime, Juden) solches nicht geniessen dürften, wendete sich ein Einzelinitiant an den Kantonsrat. Am vergangenen Montag wurde debattiert.

Es ist tatsächlich nicht einsehbar, wieso die erwähnten Vorzüge und Genüsse von Schweinefleisch dem staatlich verpflegten Teil der Bevölkerung verwehrt werden sollten. Vergessen wir nicht: In gewissen Regionen Indiens betreiben fundamentale Hindus Lynchjustiz mit Kuhmördern: Wer aus religiösen Gründen kein Schweinefleisch auftischt, müsste mit den Produkten eines Rindermordes gleich verfahren…

Unsinn!

Tatsache ist natürlich, dass die öffentliche Hand die ihr Anvertrauten ausreichend mit Kalorien versorgen muss. Will sie das budgetschonend machen, gibt es ein Menu, bei dem alle Religionen ohne Gewissensbisse zugreifen können.

Der Regierungsrat hat Klügeres zu tun, als Schweinefleisch-Gebote zu verordnen. Auch wenn in Mensas und Kantinen immer weniger Schweinefleisch auf den Tisch kommt: Jeder darf ungeniert sein Schweinswürstli, Cervelat oder Schnitzelbrot auspacken und herzhaft zubeissen. Ich empfehle das. Genuss garantiert!