Missbrauchsprävention: Polizei statt Subventionen!

Die Fachstelle Mira, welche Vereine beim Umgang mit sexuellen Übergriffen unterstützt, wird nun vom Kantonsrat beaufsichtig. Falls sich ihre Arbeitsweisen nicht verbessert, werden die Subvenitonen gestrichen. Ein entsprechendes Postulat wurde überwiesen (Postulat – Überblick und Download). Meiner Meinung nach sollte der Kanton statt auf Mira sowieso auf die Erfahrung der Kantonspolizei setzen – Mira ist Sache der Vereine. Hier mein Votum dazu:

Die Regierung ist bereit, dieses dringliche Postulat im Sinn ihrer Stellungnahme entgegen zu nehmen.

Das Resultat wird leider nicht sein, dass die Subventionen an die Fachstelle Mira aus dem Budget 2013 entfernt werden. Das Postulat ruft zu diesem Schritt auf und in der Terminierung des Budgetprozesses ist sogar seine Dringlichkeit begründet – es kann die Streichung der Subventionen aber nicht erzwingen.

Die Resultate der heutigen Überweisung werden aber sein, dass dem Kantonsrat die Schlussfolgerungen eines Gutachtens, welches die Bildungsdirektion über den Verein Mira in Auftrag gegeben hat, zumindest teilweise bekannt gemacht werden. Zudem dass im Rat darüber Bericht erstattet wird, ob der Verein Mira die Auflagen, die auf Grund des Gutachtens an ihn gemacht wurden, auch erfüllt.

Wenn wir dieses Postulat überweisen, werden wir also erfahren:

  • Ob der Verein Mira Intervention und Prävention künftig auseinander halten kann.
  • Ob der Verein Mira Vereine auch tatsächlich dazu rät, immer die Polizei einzuschalten, um sexuellen Missbrauch zu stoppen oder Verdachtsfälle zu klären, um Opfer zu schützen oder ungerecht Beschuldigte zu entlasten – in beiden Bereichen hat die Beratung durch Mira in der Vergangenheit nicht brilliert. Wer behauptet, Mira verzichte auf Intervention, irrt. Kein Wort von Anzeige und Polizei in der aktuellen Weisung, die Mira-Mitglieder im Verdachtsfall einhalten müssen. Stattdessen übernimmt Mira nach wie vor selbst die Fallführung respektive die Beratung derselben.
  • Ob und wie kantonale Subventionen an Mira zur Finanzierung eines Prozesses vor Bundesgericht gedient haben.

Die SVP erwartet vom Bericht der Regierung aber noch Weiteres:

Nämlich ein Ende der dreifachen Subventionen.

  1. Mira erhält direkte Subventionen vom kantonalen Amt für Jugend und Berufsbildung.
  2. Mira erhält Beiträge, von den Vereinen, die mit Kindern und Jugendlichen Arbeiten und Mitglied bei mira sind. Diese Vereine erhalten kantonale und kommunale Beiträge, zum Beispiel aus der Sportförderung. Sie erhalten je nach Gemeinwesen nur dann Beiträge, wenn sie Mitglied bei einer Fachstelle wie Mira sind.
  3. Mira ist aus der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände hervorgegangen. Vermutlich fliessen auch von dieser Arbeitsgemeinschaft – also vom Bund – Mittel an Mira.

Vereine befinden sich im Wettbewerb um Sponsoren und Mitglieder. Es liegt somit sowieso in ihrem eigenen Interesse, mit dem Thema sexuellen Missbrauch bewusst umzugehen. Wenn Sie Mira beitreten, wenn diejenigen im Verein, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, Weiterbildungen bei Mira besuchen, so ist dies ein Qualitätsindikator, der sich positiv auf den Mitgliederbestand und den öffentlichen Ruf des Vereines auswirken wird. Da somit ein unmittelbarer Nutzen aus der Mira-Mitgliedschaft vorliegt, reicht es, wenn Mira direkt von den Mitgliedern, also zum Beispiel von Sportvereinen, finanziert wird.

Zum Schluss noch eine ketzerische Bemerkung: Vermutlich würden gute und weit herum bekannte Merkblätter der Kantonspolizei für Kinder, Eltern und Vereine zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch in der Praxis wirksamere Hilfe sein als es der dreifach subventionierte Verein Mira ist. Auch dieser Gedanke sollte im Postulatsbericht gewürdigt werden. Bitte überweisen Sie es.