mea culpa – Husi-Referat nun mit Zwischentiteln

 

Mein Referat an der kantonalen SVP DV zur Änderung des Mittelschulgesetztes („Husi“) war viel zu lang. Voll verbockt.

Die Page http://www.prohusi.ch  der Zürcher Mittelschulen erklärt alles kürzer und besser. Es lohnt sich, sie anzuschauen.

Ich hoffe immer wieder naiv, die Details interessieren, damit man die Vorlage nachher versteht, vor allem, wenn man Leute überzeugen möchte. Menge der Argumente multipliziert mit ihrer Stärke. Deshalb zähle ich sie alle auf, vermische sie mit den Ideen, wo ich hoffe, die Andersdenkenden abholen zu können. Dabei verrannte ich mich rhetorisch.

Wer trotzdem das Referat lesen möchte: Der in Mundart gehaltene Wortlaut liegt nun auch auf Hochdeutsch (aber ungeschönt) vor und nebst einigen klaren Argumente sind darin schon auch Gedankengänge enthalten, die für das Mittelschulgesetz sprechen, die sonst noch niemand geäussert hat (z.B. Belastung der Husi-Lehrpersonen, von der Praxis zur Theorie).  Die Zwischentitel sind neu gesetzt und helfen beim Kampf mit dem Text.

Danke.

M. Hauser

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Ja zur Husi ohne Doppelspurigkeiten

(DV SVP Kanton Zürich, 15. Januar 2013)

Hochachtungsvoll Herr Parteipräsident
Geehrte Herren Nationalräte, geschätzte Kantonsratskolleginnen und Kollegen
Bezirksräte, Stadträte, Gemeinderäte, Richter und so weiter

Liebe Delegierte

Liebe macht blind. Alle SVP Mitglieder “lieben“ Hauswirtschaft. Warum uns die „Husi“ sympathisch ist, wird ihnen anschliessend Margreth Rinderknecht erklären. Ich habe im Gegensatz zur Verliebtheit heute den Part der vernünftigen Stimme. Und diese sagt: In diesem Fall, in der Frage, in welchem Mittelschuljahr die Hauswirtschaftskurse stattfinden sollten – und nur darum geht es nämlich – in dieser Frage geht die Schwärmerei einiger ein bisschen weit. Ich bitte Sie, die Vernunft entscheiden zu lassen.

Husi wird bereits an der Volksschule unterrichtet. Für die Meisten war’s das.

Der Kantonsrat will, die Bevölkerung will – das zeigte eine Initiative – ,dass jeder Jugendliche, egal ob Knabe oder Mädchen, eine Ausbildung in Hauswirtschaft (“Husi“) erhält. Auch eine Ausbildung in Handarbeit (“Handsgi“). Deshalb gehören Husi und Handsig in die Schule. Handsgi ist Bestandteil vom Primarschulstundenplan und während der ganzen zweiten Sekundarschule wird es drei Lektionen pro Woche unterrichtet. Während der ersten Sek hat jedes Kind Husi – zirka 120 Lektionen. In der dritten Sek belegt etwa die Hälfte aller Jugendlichen Husi als Wahlfach – nochmals 120 Lektionen kommen so dazu, die übrigen Schüler belegen Handarbeit. So. Für die Meisten war’s das. Alle die eine Berufslehre absolvieren, haben ab dann keine Husi mehr – ausser natürlich, es gehöre zum Beruf.

Ausgerechnet und nur die Ex-Sekschüler im Gymi haben das doppelte Pensum Hauswirtschaft – Das Gymi wurde verkürzt!

Das Komitee, welches gegen die Änderung des Mittelschulgesetzes das Referendum ergriffen hat, will nun, dass ausgerechnet und nur diejenigen Sekundarschülerinnen und -schüler, die sich für das Gymnasium entschieden haben, nochmals in die Hauswirtschaft- und Handarbeit gehen, drei Wochen, während der Schulzeit. Obwohl sie in diesen Fächern ja bereits unterrichtet wurden. Und obwohl man im Gegensatz zu früher, das Gymnasium verkürzt hat, das Kurzzeitgymnasium von 4.5 auf vier, das Langzeitgymnasium von 6.5 auf sechs Jahre. Erst im vergangenen Sommer verkürzte man es wegen der Verlegung der Maturitätsprüfungen vor die Sommerferien nochmals um sechs Wochen.

Alle mussten Federn lassen, nur die Husi nicht.

Alle Fächer mussten wegen dieser Verkürzungen Federn lassen. Nur die drei Wochen Hauswirtschaft, mehr, als alle anderen Jugendlichen im Kanton haben, sollen gemäss dem Referendumskomitee unangetastet bleiben. Das ist sachlich nicht in Ordnung.

Der Kantonsrat hat dies korrigiert. Er hat die Doppelspurigkeit abgeschafft, so dass auch die Gymi-Schülerinnen und Schüler nur etwa gleich viel Hauswirtschaft haben, wie die Jugendlichen, die eine Lehre machen. Er hat deshalb den Husi-Kurs im Gymi, der bis heute erst stattgefunden hat, nachdem die Schüler aus der Sek ins Gymi eintraten, ins erste und zweite Jahr verlegt, wo die Kinder, die ab der Primarschule ins Gymnasium eintraten, unter sich sind. Etwa die Hälfte aller Gymischüler. Für diese braucht es den Husikurs natürlich noch und diesen Kurs soll es auch geben.

Gymi muss kopflastig sein.

Diejenigen, die das Referendum ergriffen haben, wollen offenbar keinen Beitrag ihres nicht kopflastigen Faches an die Verkürzung einer Schule liefern, die kopflastig sein muss. Kopf – Herz – Hand gilt in der Primarschule uneingeschränkt – bereits in der Sek wird aber zwischen Kopf und Hand ein wenig differenziert, im Gymnasium aber hat der Kopf im Vordergrund zu stehen – das Herz ist natürlich überall wichtig.

Nochmals von Vorne beginnen

Nochmals ein Punkt zur doppelten Ausbildung: Diejenige Hälfte der Gymischüler, die in der Sek schon Hauswirtschaft hatte, kommt nachher zusammen mit den Jugendlichen aus dem Langzeitgymnasium in die gleichen Klassen. Das heisst nicht nur, dass sie doppelt soviel Hauswirtschaft haben – nein, sie beginnen auch nochmals von vorne.

Widerlegung des Alters-Arguments

Die Hauswirtschaftslehrerinnen im Referendumskomitee argumentieren, dass die „Husi“ mit 17 und 18 Jährigen nachhaltiger unterrichtet werden könne, als dies mit 14 Jährigen der Fall sei.

Wenn ich dies als Lehrerkollege höre, werde ich „chribbelig“:

Erstens gilt dieses Argument auch für die Mathematik, für’s Englisch, die Naturwissenschaften und selbst für den Sport. In jedem Fach wird der Unterricht nachhaltiger, wenn die Pubertät vorüber ist.

Zweitens werden Hauswirtschaftslehrerinnen heute ausgebildet, wie andere Sekundarlehrpersonen auch. Sie besuchen als eines ihrer Fächer das Modul Hauswirtschaft an der Pädagogischen Hochschule. Ob dies gut ist, ist eine andere Frage, jedenfalls aber wurden sie von der Ausbildung her befähigt, um genau mit 13 bis 16 jährigen Jugendlichen zu arbeiten – eher noch als mit älteren Gymischülern.

Drittens kann man sehr gut auch schon mit 13 Jährigen Schulverlegungen an einen Seminarort durchführen. Natürlich braucht es dafür mehr Aufsicht. Der Aufwand dafür ist sehr gering im Gegensatz zur Doppelspurigkeit, die wir heute haben.

Traumstelle Lehrerin am Husikurs

Zudem wird ein dreiwöchiger Husikurs pro Gymiklasse nicht von einer, sondern von drei bis vier Lehrpersonen durchgeführt: Zwei Hauswirtschaftslehrpersonen und in der Handarbeit je eine für das Werken und eine für das Nähen. Drei bis vier Lehrpersonen auf eine Klasse mit „kleinen“ Gymischülern, neun Mal im Jahr den genau gleichen dreiwöchigen Kurs – also 27 Wochen – gilt als volles Arbeitspensum von Hauswirtschaftslehrerinnen an Mittelschulen. Das ist heute so und wird auch in Zukunft so sein und unter diesen Bedingungen, behaupten Sekundarlehrerinnen für Hauswirtschaft, sei die Organisation von sinnvollen Husi-Kursen nicht möglich. Meine Damen und Herren, andere Lehrpersonen haben eine Stoffplanung in mehreren Fächern von drei Jahren statt drei Woche, unterrichten während dieser Jahre fast jede Lektion einen neuen Inhalt, viele erfolgreich mit 13 bis 15jährigen, und das während 40 statt 27 Wochen im Jahr. Ich habe kein Verständnis, wenn jemand, der nichts anderes tut als Husikurse geben und dort nicht alleine ist, behauptet, dreiwöchige Kurse für 14jährige seien nicht konzipierbar.

Nicht sinnvoll konzipierbar behaupten vor allem jene, welche heute diese schönen Stellen haben. Würden die Ex-Sekundarschüler am Gymi keinen Husikurs mehr besuchen, wird die Anzahl dieser Stellen halbiert.

Mittelschulen für Änderung des Mittelschulgesetzes

Aber die Schulleiterkonferenz der Zürcher Mittelschulen und alle Mittelschullehrpersonen, mit denen ich darüber gesprochen habe, und das sind einige – ich bin Mitglied der Aufsichtskommission eines Wirtschaftsgymnasiums – finden es völlig logisch, dass jetzt, da der Weg zur Maturität in weniger Zeit zurückgelegt werden muss, zumindest die Doppelspurigkeiten abgebaut werden sollten. Ein Zeichen: Die JA-Kampagne für das Mittelschulgesetz wird vor allem aus Spenden von Mittelschullehrpersonen finanziert.

Doppelspurigkeiten auch im Lehrplan – Zuerst das TUN

Und wenn Sie den Lehrplan der Husikurse studieren, finden Sie sogar noch mehr Doppelspurigkeiten: Es werden gleiche Inhalte wie in anderen Fächern auch vermittelt. Zum Beispiel für Projektarbeit (19 Lektionen), in welcher eine Gruppe von Schülerinnen ein Werbevideo über die Husikurse drehte und den Kantonsräten zukommen liess – Medienausbildung, politische Bildung. Bewegung ist ein Fach im Husikurs mit den gleichen Lernzielen wie im üblichen Sportunterricht, Ökologie und Wirtschaft sind Fächer. Ja, es ist sinnvoll, dass Schülerinnen und Schüler lernen, einen “Mietvertrag zu interpretieren“ (dieses Lernziel wird im Fach „Haushaltsmanagement“ des Husi-Kursprogramms ausgewiesen) – es ist aber Inhalt des Faches Wirtschaft und Recht im Gymi. Woher die Nahrungsmittel kommen, wird in Geographie vermittelt, Ökologie ist ein wichtiger Teil der Biologie. In der Didaktik sagt man, vom TUN zur Theorie zu gehen sei besser als umgekehrt: Gerade auch darum: Wenn die Husi schon auch inhaltliche Doppelspurigkeiten enthaltet, so soll die praktische Erfahrung auch für die Schülerinnen und Schüler des Langzeitgymnasiums eher am Anfang stehen, so wie sie sich die Sekundarschüler dank der dortigen Hauswirtschaft und Handarbeit auch bereits mitbringen.

Sympathisch im vernünftigen Rahmen

Dass man die Husi für diejenigen, welche den Stoff schon einmal gelernt haben, beibehalten soll, finden auch einige nur deshalb, weil sie die Husi sympathisch finden, weil sie mit dem praktischen Lebensalltag zu tun hat, einem Lebensalltag, dem beispielsweise gerade bäuerlichen Kreisen tagtäglich besonders nahe verbunden sind. Sympathisch darf und die Husi auch sein und bleiben. „Wenn du aber auf der Suche nach einer Liebe bist nimm nicht nur eine Hübsche und Sympathische, sondern auch eine Vernünftige“. Und das ist mein Ratschlag: Ja zur Änderung des Mittelschulgesetzes.