Mängel der Armee 95 sind korrigierbar – Armee XXI unnötig

Grundlageartikel zur Abstimmung über die Armee 21

Die Armee’95 hat sich innerhalb einzelner Truppengattungen in Material und Ausbildung laufend gewandelt. Beispielsweise wurde das Sturmgewehr’90 eingeführt, die neue Gefechtsschiesstechnik und mobilere Einsatzformen und eine moderne Ausbildungsmethodik kamen dazu. Die Armee’95 wäre in der Lage, sich ständig neuen Situationen anzupassen. Sie antwortet mit Bewachungsaufträgen und Terrorbekämpfung, Katastrophenschutz, Kampf im Gebirge, Verteidigung der Achsen und vielem mehr auf ein breites Spektrum von Bedrohungen.

Mängel der Armee’95 sind korrigierbar

Der Zweijahresrhythmus der Wiederholungskurse in der Armee’95 und die vielen infolge Kadermangel zum Teil in Hals-über-Kopf-Kursen umgeschulten Kader verhinderten, dass neu Gelerntes seriös gefestigt wird. Dies führte dazu, dass der Respekt vor dem Dienst sank. Die Armee wurde vom Einzelnen zunehmend als Belastung und nicht als sinnvoll erlebt, WK’s waren eher langweilig als anstrengend und ihre Organisation gab oftmals zu Ärger Anlass, auf allen Stufen. So nahm der Dienstwille ab und die bewilligten Dispensationsgesuche zu. Bald fehlten nicht nur Kader.

Ich bin überzeugt: Würde man den Zweijahresrhythmus aufheben und weitere Mängel der Armee’95 korrigieren, sie verwandelte sich innert ein paar Jahre in ein taugliches, laufend anpassungsfähiges Instrument der Sicherheitspolitik. Dies ist nur möglich, wenn am 18. Mai die Armee XXI abgelehnt wird und die Mittel im spargebeutelten VBS vom Beraterstab, der PR-Abteilung und den Auslandeinsätzen zu den wichtigen Truppen umgelenkt werden.

Falls stattdessen die Armee XXI Realtiät wird, werden wir künftig mit schwerwiegenden Fehlern in der Sicherheitspolitik leben müssen.

Mit fehlender Neutralität auf fremde Hilfe hoffen

Die neue Armee wird nämlich NATO-kompatibel („interoperabel“), beteffend Kommandosprache (Englisch), Material, Gliederung und Einsatzverfahren. Kooperation mit der NATO soll vermehrt Auslandeinsätze bringen, in der Hoffnung, im Gegenzug fremde Hilfe zu erhalten, wenn wir sie nötig haben. Mit dem Irakkrieg wurde klar, dass die NATO gegenüber nationalen Interessen ihrer Mitglieder eine untergeordnete Rolle spielt (Ähnlich wie die „Resolutionsmaschine UNO“). Die Schweiz kann in Zusammenarbeit mit ihr weder die Neutralität bewahren noch auf Hilfe hoffen. Damit gründet die Armee XXI auf einem strategischen Fehler. Einzig an der Unversehrtheit eines sich selbstverteidigenden, neutralen Landes mit guter Infrastruktur, welches Verhandlungsoptionen und humanitäre Hilfe aufrecht erhält, könnten andere Staaten Interesse haben.

 Neue Bausteine ohne zu wissen, wozu

Die Armee wird umgebaut, ohne dass eine Doktrin (Einigkeit über das Zusammenspiel der Armee in möglichen Einsätzen) vorliegt. Man verändert die Bausteine der militärischen Sicherheit, ohne eine Ahnung von der künftigen Gebrauchsanweisung zu haben. Das ist ein operativer Fehler.

Abschaffung der Flughafenregimenter

Die Armee wird schwächer, da sie kleiner wird. Traditionell gewachsene Divisionen werden in Brigaden umgewurstet. Kameradschaften werden durcheinandergerüttelt – Knowhow geht verloren. Unverzeihlich ist die Auflösung von auf Terrorbekämpfung und Bewachung spezialisierten Truppen, namentlich der Flughafenregimenter und der Territorialinfanterie. Gerade diese könnten die zivilen Kräfte bei grossflächigen Ereignissen wirkungsvoll unterstützen. Sie, und nicht Kampfinfanterie, müssten rund um Evian stehen!

Abgenabelte Kader

Künftige Offiziere sollen bereits nach sieben Wochen Rekrutenschule ausgewählt werden und von da an eine separate Ausbildung geniessen. Gerade die Tatsache, dass die heutigen Offiziere alle auch Rekruten und Soldaten waren und mit Erfolg zumindest eine Gruppe geführt haben, macht sie vor der Truppe glaubwürdig – sofern sie sich ihr zugehörig fühlen und nicht mit der Nase darüber schweben. Ein Dreiundzwanzigjähriger, der heute eine Kompanie mit Dreissigjährigen erfolgreich führt und den WK ohne Chaos beendet, ist ein Genie: Diese sind auch in Zukunft selten. Zudem ist die Führung in Friedenszeiten noch lange nicht dasselbe, wie die Führung unter Todesgefahr. Deshalb ist eine lange Stufen-um-Stufen-Ausbildung nötig. Ein Offizier muss wissen, wie es ist, Soldat zu sein.

Verfrühte Versprechen als unfaire Propaganda

Seit Monaten wird mancher Armeeangehörige mit der Ankündigung verfrühter Entlassungen „gluschtig“ gemacht und durch Auflösungsfeiern ganzer Divisionen wurden Tatsachen voreilig geschaffen: Denn bis zur Abstimmung vom 18. Mai ist und bleibt die Armee XXI eine Frage an das Volk, es gibt offensichtlich genügend Gründe, mit «Nein» zu antworten. Wenn anschliessend da und dort eine Einheit trotz «virtueller Auflösung» real noch zusammenbleibt und dadurch bei Planern etwas Verwirrung stiftet, ist dies immer noch besser, als die Verwirrung der Armee XXI selbst.