Integration fordern und Lehrpersonen den Rücken stärken

Mit dem Zürcher Schulhaus Borrweg sind erneut Integrationsfragen in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, nicht nur die Integration von Ausländern, sondern in die Gesellschaft überhaupt, zum Beispiel das Akzeptieren von Regeln in einer Schule. Nicht alle Eltern nehmen ihre Pflicht wahr, die Kinder zu integrieren. Kommen viele Unintegrierte zusammen, entstehen verhängnisvolle Gruppendynamiken, die im neusten Fall in einer nicht führbaren Klasse ausarteten.

Fremdsprachigkeit, anderer kultureller Hintergrund und Herkunft aus einem sozial schwierigen Milieu haben kausal keinen Zusammenhang zur Frage, ob ein Kind erzogen wird oder nicht. Erziehungsberechtigte aus allen Kulturen und Schichten sind in der Lage, Ziele (zum Beispiel das erfolgreiche Erlernen einer Sprache, Hausaufgaben machen) und Grenzen (zum Beispiel genügend Schlaf, weniger Ausgehen, kein Verschlafen) zu setzen und die entsprechenden Konflikte zu führen. Aber Konflikte kosten Energie und deshalb werden sie nicht gekämpft, sondern verschoben, auf die Schule zum Beispiel. Oder es wird ihnen ausgewichen, indem man sich statt um Integration bemüht unter Gleichen das Ghetto einrichtet. Sozialhilfe, in sieben Sprachen übersetzte Elternbriefe und -abende machen dies möglich. Verhängnisvoll ist, dass selbst Behörden den eigenen Angestellten misstrauen, statt mit Rückgrat die Konflikte führen: Lehrpersonen, Polizisten und andere, die an der Front die Grenzen der Gesellschaft durchsetzen, werden in Streitfällen allein gelassen, allenfalls – mit Folgen für die Mitarbeiterbeurteilung – als “überfordert“ behandelt. Demgegenüber werden erwischte Kleindealer ungesühnt freigelassen. Bis die Schulbehörden auf die Idee kam, das Problem könnte im Fall des Schulhaus Borrweg eventuell nicht die Lehrperson, sondern die Klasse sein, endeten sechs Profi-Erzieher beinahe in der Klapsmühle. Und falls ein Kind in der Schule mit deutlichen Worten zurechtgewiesen wird, gelangen die Eltern an das Schulpräsidium und die Lehrperson führt unter Aufsicht der Schulleitung und dem Zurechtgewiesenen ein Elterngespräch in der Rolle als Angeschuldigter, statt dass dem Fehlbaren zu Hause nochmals die Leviten gelesen würden.

Doch irgendwann werden Jugendliche mit den Anforderungen nach der Schule konfrontiert. Eigentlich gesellschaftsunfähig und daher perspektivenlos auf sich selbst gestellt, finden sie gruppenweise Identität im Misserfolg und der Gewalt und es kommt zu Eskalationen. Paris lässt grüssen. Damit dies nicht passiert, muss Integration das Eintrittsbillet der Schule sein.