Hüntwanger Wasserversorgung: Trinkwasserversorgung bei Trockenheit

August. Seit Monaten heiss, der Landbach stellenweise ausgetrocknet. Wird in Hüntwangen das Wasser knapp? Warum stellt die Gemeinde einzelne Brunnen ab? Ein Blick hinter die Kulissen der Wasserversorgung.

Hüntwangen hat zwei Versorgungssysteme: Brunnenwasser und Trinkwasser. Trinkwasser dient auch als Löschwasser für die Feuerwehr.

Die Trinkwasserversorgung bezahlen Sie nicht mit den Steuern, sondern mit Anschlussgebühren, der jährlichen Grundgebühr (nach Gebäudeversicherungswert) und dem tatsächlichen Bezug (Wasserpreis pro Kubikmeter). Damit sind beispielsweise Bau und Unterhalt von Quellen, Reservoir, Leitungen, Messgeräte, unseren Anteil an der Grundwasserversorgung Stadtforen, die Hydranten und Konzepte, wie z.B. das Konzept «Trinkwasserversorgung in Notlagen», finanziert.

Eben die Notlagen. Tatsächlich sind unsere Trinkwasserquellen in der Region Buchhalden, Argel und Burg nicht ergiebig (verglichen mit Quellen in Wil und Wasterkingen). Sie wurden mit dem Bevölkerungswachstum während der letzten zwanzig Jahre auch nicht leistungsfähiger. Und wenn Pflanzen in ältere Rohre einwachsen oder nach starken Regenfällen trübt sich das Wasser. Das wird ständig gemessen und getrübtes Wasser läuft automatisch in den Überwurf. Die Quellen alleine ergäben oft Notlagen. Doch das Reservoir ist trotzdem meistens voll.

Gespiesen wird es von Grundwasser aus dem Grundwasserpumpwerk Stadtforen. Hüntwangen hat pro Kopf den grössten Bezug aller angeschlossenen Gemeinden. Das kostet, ist aber bislang unbegrenzt verfügbar. Die beiden Pumpwerke können pro Tag 20’000 m3 fördern und in absoluten Zahlen sind die Stadt Bülach und die Gemeinde Rafz noch grössere Bezüger als Hüntwangen. Wer in der Trockenheit seinen Garten mit Trinkwasser bewässert, zahlt a) für die Förderung, den Preis, den es kostet, b) zahlt obendrein Abwassergebühren (obwohl das Wasser vom Garten nicht in die Kanalisation fliesst), c) gelangt das Wasser, welches versickert, zurück in den Grundwasserstrom – allerdings nicht an den Ort, an welchem es gefördert wird. Gartenwässern ist kein Kreislauf, denn der Grundwasserstrom fliesst Richtung Hohentengen.

Und er wird auch offiziell angereichert. Im Stadtforenwald versickert in der Nähe der Pumpwerke fremdes Grundwasser aus dem direkten Uferbereich des Rheines (Uferfiltrat) von Rüdlingen in einer elf Kilometer langen Leitung antransportiert. Nicht etwa wegen der Menge, sondern um den Nitratgehalt im Grundwasser zu senken, welcher sonst infolge der landwirtschaftlichen Nutzung des Rafzerfeldes zu hoch wäre. Das Konzept funktioniert – der Pegel des Grundwasserflusses bleibt konstant.

Noch. Denn in fünfzig Jahren sieht der Kanton Zürich vor, täglich 170’000 Kubikmeter Rheinwasser (direkt aus dem Fluss) im Rafzerfeld an 20 Stellen zu versickern und durch den Kies gereinigt in 27 Fassungen wieder hochzupumpen. Damit sollen die rund 300’000 Menschen, die bis dann mehr im Kanton Zürich leben, versorgt werden.1 Wie das aussehen, funktionieren und das Rafzerfeld verändern wird? Es gibt noch viele Fragezeichen.

Der Kanton plant im Grossen, aber lokal muss jede Gemeinde wissen, wie sie die Bevölkerung mit Wasser versorgt. Wie wir gesehen haben, fehlt uns Wasser dann, wenn es verschmutzt wird. Handelt es sich um Quellwasser, wird es mit Grundwasser ersetzt. Wenn jedoch das Grundwasser verschmutzt ist, reicht das Quellwasser nicht. In diesem Fall wird vorgesehen, das Rüedlinger Uferfiltrat mittels einer Überbrückung statt in das Grundwasser eben direkt in das Trinkwasser einzuspeisen. Dazu arbeiten alle Gemeinden, die an der Grundwassergewinnung beteiligt sind, zusammen. Übrigens: Im Kanton Schaffhausen trinkt man Uferfiltrat auch im Normalfall.

Wir haben ja noch das Brunnenwasser. Dieses fliesst aus eigenen, anderen Quellen als das Trinkwasser. Warnhinweise an den Brunnen, es eigne sich nicht zum Trinken, sind heute überflüssig. Allerdings wird es nicht laufend überprüft, wie dies bei der Trinkwasserversorgung der Fall ist. Und: Die Brunnenquellen liefern bei Trockenheit weniger Wasser. Es wäre möglich, zur Zier und damit jene, die bei Brunnen wohnen, den Garten giessen können, via Trinkwasserversorgung Grundwasser in das Brunnenwassersystem umzuleiten. Doch diese Kubikmeter bezahlen dann nicht mehr die Nutzer, sondern wir alle, durch höhere Beiträge an den Zweckverband Grundwassergewinnung Stadtforen. Dies ergibt für niemanden Sinn, am Wenigsten für jene, die zum Giessen nicht auf einen Brunnen zurückgreifen können. Mit Brunnenwasser gehen wir in trockenen Zeiten lieber sparsam um und schalten den einen oder anderen Brunnen aus.

 

 

1 Grundwasserschutzareal Rafzerfeld, Planungsbericht Entwurf, 4. April 2017, AWEL