Fragen der Sek ZH – Wahlen 2007

Ziele für die nächste Legislaturperiode?

Ein attraktiver Wirtschaftsstandort und mit ihm gesunde Kantonsfinanzen bilden die Grundlage jeder Politik. Wenn wir unseren Kindern Schulden hinterlassen, werden sie dereinst Zinsen bezahlen, statt sich Infrastruktur und Bildung zu leisten. Aus diesem Grund setze ich in der Wirtschafts- und Finanzpolitik bürgerliche Akzente.

In der Bildungspolitik stehe ich vielen Entwicklungen kritisch gegenüber. Die oft gegen meinen Willen beschlossenen Reformen müssen so umgesetzt werden, dass die Qualität der Schule trotzdem hoch bleibt. Ich setze mich für eine differenzierte, selektionierende Sekundarstufe ein. Ich möchte, dass die Anforderungen für den Besuch einer Mittelschule hoch bleiben und dass auf allen Stufen der Bildung den Lehrpersonen Freiraum und Rückendeckung gewährt wird. Sobald Schulleitungen, Kollegium und Behörden den Unterricht bestimmen, fällt die Lehrperson als verantwortlicher Mensch und pädagogische Reibungsfläche weg und wird zum Rädchen im System statt zum Captain auf dem Klassendampfer. Diese Entwicklung wird weder den täglichen Anforderungen noch der Ausbildung der Lehrpersonen gerecht. Es ist wichtig, dass die Lehrerinnen- und Lehrerrolle nicht durch weniger Freiraum, schmäleres Fächerprofil, Bürokratie und fehlende Rückendeckung kastriert wird. Damit habe ich Frage 6 fast beantwortet; In der Tat ist die Frage nach der Rolle der Lehrperson eine der wichtigsten Bildungsfragen der kommenden Legislatur.

Zudem liegen mir Verkehrs- (keine Staus), Flughafen- (auch im Süden kann geflogen werden) und Asyl- und Ausländerfragen (Integration als Voraussetzung statt als staatliche Leistung) am Herzen.

Prozentanteil schulische Anliegen an politischer Arbeit

70 Prozent. Als Mitglied der KBIK beschäftigt mich jede Bildungsfrage, die der Kantonsrat zu entscheiden hat, vertieft. Dazu gehören auch Kontakte zu Institutionen und Verbänden. Es ergeben sich für mich Synergien mit Fragen meines eigenen Berufes. Bildung bestimmt die Zukunft der Gesellschaft in wichtigen Belangen (Demokratiefähigkeit, Leistungsbereitschaft, Anstand, Kompetenzen).

 

Gewerkschaftliche Forderungen

Die Löhne “an der Front“ müssen anständig sein, sofern man gute Mitarbeiter dort will, wo es wirklich darauf ankommt. Stufenanstiege können bei gleich bleibender Lohnsumme gewährt werden, da es noch zu viele Beschäftigte beim Kanton gibt: Die Anzahl Stellen hat sogar zugenommen, leider nicht dort, wo Bedarf wäre. Auch im Bildungsbereich sind Stellen dazugekommen: Es gibt zwar weniger Lehrkräfte, dafür mehr Schulleiter, Schulsozialarbeiter, Animatoren und Fachstellen. Diese Entwicklung kostet. Die Gewerkschaften dürften ruhig ein bisschen differenziert hinschauen.

Motivierender (wertschätzender und nützlicher) als eine bis zwei Kinder kleinere Klasse (Klassengrösseninitiative) oder Lohngleichheit und Maturitätsvoraussetzung für unterschiedliche Berufe (Handarbeits-, Kindergarten- und Sekundarlehrpersonen sind nun mal nicht dasselbe) empfinde ich Freiraum, Vertrauen und Rückendeckung.

 

Engagement von Lehrerorganisationen

Leider wird das kompetente Engagement von Lehrerorganisationen nicht von allen Politikern hoch gewichtet. Es wäre logisch, dass die SekZH mindestens einen Drittel des gesamten Einflusses der Lehrkräftevertretung wahrnehmen könnte, da die Kinder den entscheidenden Drittel ihrer Schulzeit an der Sekundarstufe verbringen. Entsprechend bin ich der Meinung, dass das Engagement der Elementar-, der Mittelstufen-, sowie der Sekundarlehrkräfte vermehrt Gehör finden, demgegenüber der anpasserische ZLV sowie der schrill-ideologische VPOD an Einfluss lassen müssten. Insgesamt sollen die Lehrkräfte gegenüber den Verbänden der Schulpräsidenten und der Schulleiter markant auftreten.

 

Schule in 15 Jahren

Leider deckt sich meine Prognose nicht mit meiner Vorstellung, wie ich die Schule gerne hätte. Negative Auswirkungen des neuen Volksschulgesetzes und der neuen Lehrerbildung (Fächergruppen- statt Klassenlehrkräfte, Schulleitungen auf Rollensuche, Aufblähung der Schulverwaltungen) werden offenbar. Das Niveau in Fachkompetenzen der Schulabgänger ist zu niedrig (gestiegen sei hingegen die Diskutierfreudigkeit, sagt man). Heutige Korrekturmassnahmen gehen in die falsche Richtung: Es werden Schuleintrittsalter gesenkt, Bildungsgutscheine verteilt, die freie Schulwahl eingeführt, Förder- und Stützmassnahmen verfeinert und Lehrwerkstätten geschaffen; vermehrt zentral gesteuert, anonymer, menschliche Ecken und Kanten haben in der Schule nichts mehr verloren. Bevor das System in die Wand fährt, beschleunigt es noch.

Erst bei anhaltendem Misserfolg wird man sich bewusst, dass Bildung am Mensch vorbei nicht geht und das entscheidende AHA-Erlebnis, der Kern jeder Bildung, nur in Beziehung zu Person und Stoff geschieht. Bis dann die Bildungspolitik beginnt, gesellschaftliche Akzente zu setzen, statt sich wie heute im Wertezerfall treiben lässt, vergehen weitere Jahre. Optimistisch bin ich für meine Enkel. Ich werde stets mein Bestes tun, um in den bildungspolitischen Wandlungen die Vernunft zu wahren.

 

was ich loswerden will

Ich erlebe oft Kolleginnen und Kollegen, die resignieren, sich nicht mehr um die Schulpolitik kümmern, die sich nur im persönlichen Gesprächen von Zahnrädchen abgrenzen. Ich sehe auch Kolleginnen und Kollegen mit Existenzangst. Für Engagierte wäre es rückenstärkend und motivierend, wenn alle, welche die Haltung der SekZH teilen, aber aus irgendeinem Grund schweigen müssen, an die Versammlungen kämen, sich dort äussern und mitbestimmen. Um Richtungen in der Politik zu ändern, reichen wenige Engagierte erst, wenn sie nicht mehr Opposition sind. Um als SekZH Erfolg zu haben, muss Haltung zur Bewegung werden. Dazu braucht es jeden Einzelnen!